Diesmal ist das Zelt nicht wegen dem Regen nass. Die Feuchtigkeit hängt deshalb auch nicht nur aussen, sondern auch innen am Zelt. Da ein recht kühler Wind weht, essen wir im Zelt Zmorge und so kann es aussen etwas abtrocknen. Rico, der uns gestern schon wieder eingeholt hatte, obwohl er am Morgen noch im Museum war, fährt vor uns los, vermutlich werden wir ihn nicht mehr antreffen. So geht das seit wir in Norwegen sind. Wir sehen viele Radfahrer. Viele ganz leicht bepackt und mit Tourenrennrad unterwegs kommen sie am Abend an und fahren 100 – 200 km am Tag. Zwischenzeitlich hat dies für etwas Frust gesorgt, wenn man die ganze Zeit zu hören bekommt, wie schnell ans Nordkap gefahren wurde oder was so die durchschnittliche Tagesdistanz ist. Da kam die Frage auf, wieso fahren wir nicht schneller/weiter? Sie ist schnell beantwortet: Weil wir nicht wollen und wir uns Zeit nehmen können. Zudem sind wir uns einig, dass wir mit so wenig Kleidung und Ausrüstung nicht unterwegs sein wollen. Also, wieder einmal bestätigt sich, dass wir genau das tun, was wir eigentlich wollen.

Ob wir wirklich so hart gegen den Wind fahren wollen, ist jedoch fraglich. Nach dem Einkauf in Svolvaer begleitet uns der stürmische Wind bis am Abend. Zuerst lange als Gegenwind, der uns nur langsam vorwärts kommen lässt. Zwischendrin als Seitenwind, der uns fast von der Strasse fegt und auf den letzten 20 km als Rückenwind, dessen Windböen uns richtiggehend nach vorne katapultieren, wenn sie uns erfassen.
Eine der Brücken, die wir überfahren müssen ist wegen einer Baustelle für uns im Anstieg nur einspurig befahrbar. Die Ampel berücksichtigt jedoch die langsame Fahrt bergwerts nicht und so kommen uns kurz bevor wir ausweichen können die Autos entgegen. Über diese ca. 30 Sekunden Zeitverlust regen sich die entgegenkommenden auf, verwerfen die Hände und rufen aus dem Auto. Die Ungeduld der Autofahrer auf der E10 befremdet uns sehr und wir sind froh später auf eine ruhigere Strasse ausweichen zu können. Lange müssen wir fahren, bis wir in Dal ein Bushäuschen finden, das etwas Windschatten für das Zmittag bietet.

Der Storfjord Lofoten Camping liegt in einem Talkessel zwischen zwei Seen. Die Berge rund um uns sind in dicke Wolken gehüllt und der Wind bläst sturmartig. Ein weiterer Test für unser Zelt. Es steht Sturmsicher etwas im Schutz eines Hüttchens und neigt sich stark bei jeder Windböe. Es könnte eine unruhige Nacht werden. Wir waren so zügig unterwegs, dass noch Zeit bleibt um die dringend nötige Kettenpflege durchzuführen.

Für den Znacht steht eine Küche und ein grosser Aufenthaltsraum zur Verfügung. Im Schutze dieser Räumlichkeiten lässt sich gut verweilen und wir geniessen es, dass es für einmal nicht rauscht in den Ohren.