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05.7.: Konnevesi – Istunmäki – Rautalampi –  Suonenjoki – Myllykosken kievari

Nach einer kurzen Nacht ist es umso schwerer den Schlafsack zu verlassen. Doch es regnet gerade nicht, weshalb wir schnell alles verräumen. Während des Frühstücks im Aufenthaltsraum beginnt es zu regnen und hört während der ersten 20 km nie auf.

Kurz vor der Abfahrt erhalten wir von einem Herrn im Wohnwagen zwei Regenmäntel angeboten. Englisch kann er nicht, also zeigen wir ihm unsere Capes und lehnen dankend ab, was wir später bereuen. Unsere gebastelten Capes geben ein angenehmes Gefühl und funktionieren eigentlich gut. Nur leider halten sie dem starken Wind nicht stand. Der dünne Kunsstoff reisst überall, wo wir gestern Hand angelegt hatten. Mit etwas Tape schaffen wir es, dass sie uns bis nach Suonenjoki trocken halten. Zumindest oben, denn die Hosen sind auch mit dem Tape nicht mehr dicht. Kein angenehmes Gefühl mit nassen Unterhosen zu fahren.

Für die erste Pause (es giesst gerade wie aus Kübeln) finden wir einen Unterstand am See. Er ist sehr zugig, was uns bei der zweiten Regenpause dazu bewegt weiter zu fahren. Da der Wind in eine ähnliche Richtung bläst wie wir fahren, kommen wir aus einer Regenphase kaum noch raus. Gleiches gilt aber auch für Trockenphasen. So passen wir immer wieder eine Trockenphase ab und können so die grossen Schauer umfahren. Die Bank beim Mittagsrast ist leider durch die Dorfältesten besetz, doch wir haben ja unsere Sitze. Hauptsache wir sind im Trockenen. Nur kalt ist es ziemlich.

Mittagessen unter einem Dach in Rautalampi.

In Suonenjoki gehen wir abermals auf die Suche nach einer Lösung für unser Nässeproblem. Wir erhalten einen Tipp und werden auch fündig. Und da sind auch gerade noch Regenhosen im Angebot. Da unsere keine wirkliche Lösung mehr sind, entscheiden wir uns die neuen zu kaufen. Nun haben wir neues Material, das am Abend noch vorbereitet wird und beim nächsten Regen zum Einsatz kommt. Wenn wir es nicht mehr bräuchten wäre uns das auch recht.

Wir schlafen heute auf dem Myllykoski Anwesen. Im Wald stehen einzelne Hütten. Für uns hat es alles was es braucht. Heute kommt sogar der Kocher wieder einmal zum Einsatz. Da es immer noch regnet, kochen und essen wir im Hüttchen mit Feuerstelle. Nun riechen wir wie Rauchwürste.

04.7. Hankasalmi – Karkkaala – Konnevesi

Gestern war Ruhen angesagt. So lagen wir im Zelt und verliessen es nur um in der Gemeinschaftsküche etwas zu essen. Ein Regenschauer folgte dem vorherigen, was die Wäsche nur schwer trocknen liess.

Irgendwie fällt das Aufstehen heute schwer. Fehlt die Motivation, weil es immer noch auf das Zeltdach prasselt? Wir packen alles zusammen, beladen die Räder und stellen sie bei der Küche unters Dach. Dann passen wir eine Regenpause ab, um das Zelt abzubrechen.

Heute ist es nicht so weit. Der Hafen von Konnevesi liegt nur 35 km entfernt. Also kein Grund für das Wetter auch nur einmal eine Regenpause einzulegen. Hinzu kommen noch viele Holztransporter, die uns bei der Vorbeifahrt duschen. Der Dauerregen stellt die Kleider auf die Probe und weder die teuren Jacken noch die günstigen Hosen bestehen. Bei letzterer löst sich mit dem Nahtdichtband gleich auch noch die Beschichtung.

Eine Alternative muss her. Im Alles-was-du-brauchst-Laden finden wir, was wir für ein Regencape brauchen. Auf dem Camping nehmen wir den Aufenthaltsraum in Beschlag und basteln uns die Capes zusammen und kleben die undichten Stellen der Hose neu ab.

Dazwischen gönnen wir uns eine Aufheizrunde in der Sauna und Abendessen wird auch noch gekocht. Irgendwie schlägt das Wetter auf die Stimmung. Mehr Zeit in die Vorbereitung stecken, ist die Erkenntnis. Es wird spät und wir liegen mit der Hoffnung auf ein funktionierendes Cape im Schlafsack – natürlich klopft der Regen aufs Zeltdach.

02.7.: Jyväskylä – Vihtavuori – Savio – Livestuore – Niemisjärvi – Hankasalmen asena – Hankasalmi Camping Ruokoniemi

Heute Morgen wollen alle mit uns reden. Vom Deutschen Senior, der uns von telefonierenden Autofahrern warnt und bemängelt, wir hätten keine Fähnchen, bis zur Finnischen Mutter, welche aus dem Norden ist und sagt, es würden uns viele Mücken erwarten. Wir dürfen unsere Geschichte immer wieder erzählen und freuen uns über das freudige Interesse. Doch eigentlich sollten wir los.

Auch unterwegs kommen wir nicht so in Fahrt. Durch Jyväskylä hindurch scheinen die normalen Hügel nicht genug zu sein. Der Radweg führt immer unter jeder Kreuzung hindurch. Doch wenns auf der einen Seite runter geht… Ansonsten dürfen wir uns über die Radwege nicht beklagen. Schön breit und bis weit hinaus nach Vihtavuori können wir ungestört nebeneinander fahren. Dass es ausserhalb der Stadt für einmal nicht steil bergauf und -ab geht, lässt Petra freudig jauchzen. Heute machen wir die Distanz mit Umweg fahren – und das geplant. „Autobahnfahren“, nein das wollen wir nicht. So gilt es Alternativen zu finden. Heute bedeuten diese zusätzliche 25 km und etwas Kiesstrasse.

Irgendwie sind die Hügel heute steiler als sonst. Die Muskeln sind müde. Es wird geschoben und geschnaubt, wenn der nächste Anstieg kommt. Dafür haben wir die Strasse und den Wald um uns herum meist für uns.

Was für ein drastischer Temperaturunterschied zu vorgestern Abend, als wir üerhitzt auf dem Camping ankamen und das kühle Bad im See half. Heute frösteln wir beim Zmittag, suchen ein Windschattenplätzchen und die Dusche am Abend wärmt uns auf. Das Wetter: Grau in Grau vermag sein Wasser noch oben behalten, bist wir im Zelt liegen, nun tröpfelt es sanft auf das Zeltdach.

Nach ausgiebigem Toast mit Schinken, Käse und Spiegelei gekocht in der Küche ohne funktonierenden Abzug riecht unser Zelt nun, wegen den Kleidern, wie eine Frittenbude. Morgen fahren wir nicht und gönnen den Beinen etwas Ruhe.

01.7.: Sysmä – Särkilahti – (Luhanka) – Putkilahti – (Korpilahti) – Muurame – Jyväskylä

Welch Überraschung heute Morgen – Wir haben Post! Ein Zettel steckt beim Fahrrad. Tanja und Klaus von gestern Abend wünschen uns eine gute Reise. Das freut uns sehr.

Der Monatswechsel ist auch der Wetterwechsel. Kühl und grau begrüsst uns der Tag, doch starten können wir noch im Trockenen. Später beginnt es Wasser aus dem Grau zu werfen. Doch ist es so, dass man nicht so recht weiss was anziehen. Trägt man das Regenzeug wird man von innen nass, verzichtet man darauf, kommt die Nässe von aussen. Heute sind die Bushäuschen so dicht gesäht, dass wir die Pausen geschützt verbringen können.

Sicht einen Hügel hinauf…

Die Strecke führt mehrheitlich durch Wald. Nur selten taucht ein Gewässer oder ein Feld auf. Wir geniessen es, wenn wir oben einmal kurz etwas Aussicht haben. Dann gehts wieder steil runter und hinter der Kurve die nächste Steigung. Dieses ständige Auf und Ab ist nicht nur physisch anstrengend, sondern fordert auch die Psyche heraus. Man vergisst beinahe die Abfahrten zu geniessen, weil der Kopf schon bei der nächsten Steigung ist.

…und dann wieder runter.

Oberhalb von Korpilahti kommen wir an die E63. Leider ist sie ohne Alternative für ein Stück. Der Randstreifen ist schmal und in schlechtem Zustand und die Autos und Lastwagen brausen mit max. 100 km/h an uns vorbei. Dazu kommt, dass sich der Himmel gerade hier nochmal so richtig über uns ergiesst. Sobald wir schlau können flüchten wir auf Nebenstrassen und und werden ab Muurame mit beschildertem Radweg bis ins Stadtzentrum von Jyväskylä geleitet.

Hundemüde kommen wir erst nach 20 Uhr auf dem Camping an. Die 114 km waren mit über 1400 m Bergfahrten ermüdend. Bald liegen wir mit vollem Magen und geduscht im Zelt. Aber nicht ohne, dass Petra die Sauna ausprobierte.

30.6.: Lahti – Kalliola – Paimela – Vääksy – Pulkkila – Karilanmaa – Sysmä

Die Nacht ist angenem kühl, doch am Morgen trieft das Aussenzelt nur so von Nässe und die aufgehängte Wäsche im Zelt ist feucht. Doch während dem Frühstück trocknet alles beinahe vollständig, der Rest macht dann die Sonne am Abend. Heute finden wir immer wieder solche Bushäuschen. Ein willkommener Schattenspender beim Rasten.

Die Hügellandschaft ändert sich auch heute nicht. Eine Steigung reiht sich an die Abfahrt der vorherigen. Geradeaus fahren wir nur sehr selten und wenn, dann nur kurze Abschnitte. Am untersten Punkt befindet sich in bewohntem Gebiet vielmals eine Kreuzung. Dies verunmöglicht es, den Schwung der Abfahrt mit in die nächste Steigung zu nehmen. Es ist heiss und die Beine sind vom Vortag noch müde. So kämpfen wir uns von Hügel zu Hügel.

Umso mehr geniessen wir die längeren Abfahrten wie zum Beispiel auf der 313 nach Vääksy hinunter oder die Überfahrt „durch“ den See von Pulkkila nach Karilanmaa, die aus Brücken und Inseln besteht. Die Ausmasse des Gewässers beeindrucken uns. Von Vääksy erstreckt sich das bis hoch nach Jyväskylä, das wir aber erst morgen erreichen werden. Heute gibts sogar einen Mittagsschlaf und das ganz ruhig, da die Gewittertürme am Nachmittag zusehends zerfallen. Auf der Weiterfahrt dürfen wir auch wieder einmal richtige Waldwege fahren, eine willkommene Abwechslung zu den Strassen.

Der Campingplatz ist sehr schön und liegt am See. Für Petra Grund genug um sich im kühlen Nass zu erfrischen, während Matthias die Räder wieder auf Vordermann bringt. Die Grosszügige Küche wird genutzt und beim Plaudern mit deutschen Reisenden zieht eine Regenwolkenschicht heran. Gerade vor dem Inensivregen schaffen wir es ins Zelt. Mal sehen was der morgige Tag bringt. Angekündigt sei kühl und regnerisch.

29.6.: Helsinki-Malmi – Etelä-Nikinmäki – Kerava – Mylly – Mäntsälä – Lahti (Herrasmanni Camping)

Die Nacht ist in dem Zimmer sehr warm, beginnt mit Party vor dem Fenster und wird vom Geschrei der Möven gestört, als diese sich über die Partyreste auf der Terasse her machen. Dann kommt der frühe Wecker, wir sind wie gerädert. Doch wir haben heute viel vor, da wollen wir uns genug Zeit nehmen. Als wir unsere Räder beladen und abfahren ist es im Hostel noch totenstill.

Wieder werden wir mit gut ausgebauten Radwegen verwöhnt. Die ersten 17 km durchgehend und danach immer wieder, wenn wir durch grössere Orte fahren. Einfach toll. Das Fahren auf der Strasse ist aber auch nicht schlecht. Der Randstreifen ist genug breit, die Fahrspur auch und die langen Lastwagen überholen grosszügig, egal ob Gegenverkehr kommt.

Es ist drückend heiss und rund um uns herum bauen sich hohe Wolkentürme auf. Irgendwann kommt das Gewitter. Das erste Mal grosse Tropfen wirft der Himmel als wir in Mäntsälä gerade unser Zmittag beendet haben. Gut für uns, hier hat es genug Möglichkeiten um unterzustehen. Bei der Weiterfahrt erreichen uns mitten im Nichts zwei weitere Fronten. Wo sind die Bushäuschen, wenn man sie braucht? Immer muss eine mehr oder weniger dichte Tanne aushelfen. Doch das ist schwieriger als gedacht, wenn ein Graben die Strasse vom schützenden Wald trennt. Kurz vor dem Ziel dann noch ein Schauer, danach reisst der Himmel wieder vollständig auf und am Abend hat es lediglich einzelne Wolkenfetzen am Himmel, die kaum Schatten spenden.

Die letzten Kilometer bis zum Ziel sind hart. Schon den ganzen Tag sind wir von Geländewelle zu Geländewelle gefahren. Das bedeutet immer 10-20 Höhenmeter rauf, dann wieder 10-20 Höhenmeter runter und dann wiederholt sich das ganze. Dies geht mächtig in die Beine, denn bis zum Camping am See hört dieses Rauf und Runter nicht auf. Wir sind froh, als wir nach über 100 km den Camping erreichen.

Da es noch viel zu heiss ist, verschieben wir die Dusche auf später. Beim Znacht am See drückt die Sonne uns noch einmal den Schweiss aus den Poren. Im kühlen Schatten des Zeltes wird Blog geschrieben und dann gehts via Dusche ab ins Zelt. Müdigkeit ist in grossen Mengen vorhanden.

26.-28.6.: Tallinn und bye bye Estonia

Als erstes gilt es, die Kleider wieder frisch zu machen. Dazu geht es gleich nach dem ausgiebigen Frühstück im Hotel zu Fuss zum Waschsalon. Während die Wäsche dreht wird geshopt und weiter geplant. Die Wäsche zu trocknen ist auf dem Camping um einiges einfacher. Aber es geht auch im Hotelzimmer. So ganz sicher sind wir nicht, ob die Wäsche auch Waschmittel gesehen hat, die Nase sagt was anderes.

Am Nachmittag kommt Doris im Hotel an. Wir machen uns auf einen Bummel durch die Altstadt, geniessen das Nachtessen auf dem Rathausplatz und das freudige Wiedersehen. Über den Domhügel geht’s zurück ins Hotel, da ist bereits die Sonne unter gegangen. Natürlich durfte das Schaukeln auf der grossen Schaukel nicht fehlen.

Der zweite Tag steht ganz im Zeichen des Sightseeing. Viele Souveniers wollen wir nicht aufs Velo laden. Deshalb geniessen wir viel mehr die Eindrücke der schönen Altstadt. Mit dem Besuch der Bahnhofs-Markthalle viel Erdbeerduft in der Nase und etwas ausruhen im Hotel geht dieser Tag schnell vorbei. Beim Abendessen, zum Glück auf gedeckter Strassenterasse, regnet es etwas und auch als wir zurück zum Hotel schlendern, will es nochmal regnen. Doch wir kommen fast trocken zurück, bevor es stärker zu regnen beginnt.

Der Tag der Abreise für uns beginnt wie die letzten. Ausgiebig frühstücken und plaudern. Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg zum Hafen. Doris begleitet uns noch bis wir zum Check-In müssen. Dann heisst es erneut verabschieden. Doris wird noch eine Zeit lang Estland bereisen, vielen Dank für den Besuch. Es waren schöne Tage in Talinn.

Als wir um 12:30 Uhr zum Check-In fahren kommt gerade unsere Fähre an. Aus der Erfahrung von Travemünde erwarten wir eine lange Warterei. Doch weit gefehlt. Mehrspurig wird zügig eingeckeckt und auch in der folgenden Warteschlange sind wir nur kurz. Dann geht alles schnell, zwischen den Lastwagen werden wir in den untersten Bereich des Schiffs geleitet und befinden uns schon bald oben auf Deck. Gerade rechtzeitig um dem Ablegen zuzusehen. Wie schnell sie die >10 Spuren Autos ins Schiff gebracht haben lässt uns staunen. „Leinen los“ ist hier auch der falsche Ausdruck, das Schiff wird mit Saugnapfarmen am Steg gehalten. Auch fährt das Schiff 15 Minuten vor geplanter Abfahrtszeit. Gut, dass wir pünklich da waren.

Mit Aussicht auf Deck geniessen, Blog schreiben und Essen gehen die zwei Stunden wie im Flug vorbei. Die Einfahrt nach Helsinki zwischen den kleinen Inseln hindurch ist sehr beschaulich. Vor allen anderen sind wir vom Schiff und da begrüsst uns Finnland sehr angenehm. Breite und gut angelegte Velowege sobald wir aus dem Hafenareal sind. Nur um die eine oder andere Sehenswürdigkeit anzusehen, müssen wir diese Pfade verlassen. Wir flanieren mit den Velos entlang der Promenade, machen einen Abstecher zum Dom oder zu einer Kirche und lassen die neuen Eindrücke auf uns wirken.

Später folgen wir der Eisenbahn aus der Stadt – alles ohne Autoverkehr. Wir sind begeistert. Gerade zur rechten Zeit kommt eine gedeckte Tramstation, die uns Schutz vor einem Regenschauer bietet. Später liegen wir im Hostel und gehen früh schlafen. Morgen gehts mit einer längeren Etappe ins Landesinnere.

25.6.: Laulasmaa – Keila-Joa – Tabasalu – Tallinn

Kurze Zeit wärmt die Sonne beim Frühstück, dann wird der Himmel von grauen Wolken bedeckt. Es ist kühl, dass sogar der Windschutz zum Einsatz kommt.

In Keila-Joa besuchen wir das Anwesen des Schlosses Fall. Ein Schloss, das an einem Wasserfall gebaut wurde, welcher ca. 10 cm im Jahr Land einwärts wandert, da die verschiedenen Kalkschichten vom Wasser ausgewaschen werden. Ein kurzer Spaziergang bringt schöne Eindrücke und Wissenswertes über die Geschichte des Anwesens.

Ein par Kilometer weiter blicken wir vom Parkplatz aus über die Klippe hinab ins Meer.

Verwöhnt werden wir heute mit Radwegen. Mindestens die Hälfte der gut 40 km bis nach Tallinn sind gut ausgebauter, parallel zur Strasse geführter Rad-/Fussweg. Wir sind also bis weit in die Stadt Tallinn hinein vom übrigen Verkehr abgeschirmt. Natürlich sind wir an einem schönen Sonntag wie diesem nicht die einzigen, die diesen Weg nutzen.

Heute erreichen wir das letzte Ziel der Etappe „Baltikum“. Morgen erhalten wir Besuch von Doris und schlafen die nächsten 3 Nächte nicht im Zelt. Sogar für unsere Eselchen hat es einen Stall direkt beim Eingang.

Die Überfahrt nach Helsinki ist gebucht und die nächsten Fahrtage in Finnland sind geplant. Nun freuen wir uns auf 2 Tage Tallinn mit Doris.

24.6.: Allikajärv – Nova – Harju-Risti – Padise – Kersalu – Laulasmaa

Wir hatten eine unruhige Nacht. Die Esten hörten erst mit dem Festen auf, als die Amseln bereits ihr Morgenlied anstimmten. Aber wer will es ihnen verübeln, wir würden am 1. August ja auch nicht um 20 Uhr ins Bett. Frühstück gibts im Zelt, da uns die Mücken wieder einmal sehr mögen.

Die ersten 5 Kilometer sind noch Sandstrasse, wie wir sie gestern hatten. Es schlägt und rüttelt, doch haben wir heute den Wald für uns. Als wir dann auf den Teer zurück kommen, ist dies wie abheben. Auf einmal spürt man nichts mehr von der Fahrt, es wird leise und viel leichter. Viel leichter auch deshalb, weil wir heute fast den ganzen Tag von böigem Rückenwind profitieren können. Wir fliegen nur so dahin. In den ersten 2 Stunden treffen wir gerade mal 3 Autos und einen Lastwagen an. Estland schläft noch.

Was haben wir bei jeder „Achtung Elch“-Tafel gespottet. Aus Erfahrung der letzten Nordkaptour wissen wir, dass sich die scheuen Tiere nur selten zeigen. Und plötzlich raschelt es links hinter uns. Wir haben eine Elchkuh aufgeschreckt. Sie trabt hinter die nächsten Jungtannen und als wir anhalten verschwindet sie im dichten Grün. Es gibt sie also doch, die Elche.

Beim Zmittag vis à vis des alten Klosters von Padise kommt ein Schweizer Tourenfahrer vorbei. Mit dem Ziel ans Nordkap zu fahren hat er in Norwegen abgebrochen, weil er mit eisiger Kälte und Nässe kämpfte. Nun ist er auf dem Rückweg und wir sind froh, kommen wir erst jetzt gegen Norden.

Heute wollen wir auf einer Freizeitanlage mit Unterkünften übernachten. Auf der Webseite wird eine warme Dusche und Toilette auch für Camper angeboten. Nach einer Ewigkeit und mehrmaligem Klingeln werden wir abgewiesen. Sie hätten viele Gäste gehabt und zelten gehe nicht. Wir lassen uns Zeit beim Suchen einer Lösung, sind uns nicht einig ob Wildcamping oder Caravanpark. Irgendwann kommt die Besitzerin nochmal und bietet uns an, wir könnten Dusche und WC eines Zimmers benutzen. Sie berichtet uns, dass das Sanitärgebäude leider abgebrannt sei. Nun, wir haben alles was wir brauchen und sogar noch mehr, denn eine Gemeinschaftsküche ist auch da. Und dies zu einem Bruchteil der Kosten wie bei manch besuchtem Camping mit weniger Angebot. Wir sind happy und schlüpfen wohlgenährt und frisch geduscht in die Schlafsäcke – der Wind bläst immer noch stark und kühl.

23.6.: Haapsalu – Linnamäe – Tuksi – Wildniscamping Allikajärve lõkkekoht

Am Morgen, er kommt sehr schnell, werden wir vom Gastgeber informiert, dass das grosse Feuer wegen der Trockenheit leider verboten wurde. Wir überlegen uns nicht viel dabei und machen uns auf den Weg.

Aus Haapsalu heraus führt ein schöner Radweg entlang der Autobahn nach Tallinn. Ein etwas abruptes Ende nimmt er bei der Kreuzung, an welcher wir gegen Norden abbiegen. Wir sind froh, dass wir nicht weiter der Strasse nach müssen. Bis nach Linnamäe wurde ein weiterer Rad- und Fussweg parallel zur Strasse angelegt. Leider ohne Belag. Und da es kaum Verkehr hat bleiben wir auf der Strasse. Nur einmal werden wir von einem Militaristen auf dem Motorrad gebeten von der Strasse zu gehen und dem Konvoi an verladenen Panzern Platz zu machen.

Für das Mittagessen machen wir auf dem Sportgelände in Tuksi Halt. Neben zwei sehr neu aussehenden Basketballfeldern ist auch der Fussballplatz in gutem Zustand. Wir wundern uns etwas, mitten im Nichts einen solchen Sportplatz anzutreffen.

Die Strasse wird kleiner und wechselt später zur Kiesstrasse. Weiter kein Problem, wären da nicht die kleinen Bodenwellen, von den Autos verursacht, die uns teilweise durchschütteln. Auch sind wir uns so regen Autoverkehr auf einer Waldstrasse nicht gewohnt.

Wilder Wald im Naturreservat

An der Grenze des Naturreservats dann der Hinweis, es dürfe auf Grund der Trockenheit kein Feuer gemacht werden. Sogar das Rauchen ist verboten.  Nix mit Kochen heute, die Linsen und der Brokoli müssen bis morgen warten.

Wildcamping heisst kein Trinkwasser und Plumpsklo. Dass es viele Leute haben wird, war am Midsummer-Weekend zu erwarten, dass man aber bis zum Campingplatz mit dem Auto fahren kann befremdet etwas. Es hat an jedem der Plätze viele Autos. Und ans Feuerverbot halten auch nur wir uns.

Ohne Dusche muss eine andere Lösung her, um Schweiss und Sonnencrème von der Haut zu waschen. Da bietet sich der 1 km entfernte See mit Badeplatz an. Erst etwas skeptisch werden wir von einem warmen See mit angenehmem Sandboden überrascht und geniessen ein schönes Bad.

25 °C warm – nur die braune Farbe des Wassers ist speziell.

Früh liegen wir im Zelt, durch das der Duft von Grilladen zieht. Hier sind wir geschützt vor den Mücken, die hier etwas zahlreicher von uns kosten wollen.