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21.+22.6.: Haapsalu

Die Sonne brennt bereits früh aufs Zelt und treibt uns aus den Schlafsäcken. Bald baumelt die frisch gewaschene Wäsche an der Leine und ist in kürzester Zeit trocken. Wir suchen den Schatten und können uns ob der Hitze nur schwer motivieren ins Dorf aufzubrechen.

Am späteren Nachmittag besuchen wir die alte Bahnstation. Wir lesen viel über die Geschichte der Eisenbahn und wie die Privatisierung zum Ende dieses Eisenbahnabschnitts beigetragen hat. Das Bahnhofgebäude ist schön hergerichtet und dient als Museum, die Fahrzeuge sind dagegen eher in schlechtem Zustand.

Nach einem leckeren Estischen Abendessen machen wir noch einen Rundgang durch die Burg. Es stimmt schon nachdenklich, dass eine solche Burg nur eine kurze Zeit wirklich genutzt wurde und seither eigentlich nur Kosten verursacht. Auch hier gibt es Sagen, die uns beim Lesen schaudern.

Regen! Wie angekündigt regnet es am Morgen. Keine Sonne, die uns weckt und deshalb wird lange geschlafen. Beim Frühstück wird mit einem Deutschen Zeltnachbar geplaudert und so geht der Morgen schnell rum. Als am Nachmittag wieder die Sonne durch die abziehenden Wolken drückt, machen wir uns an die Reinigung der Räder. Wir haben gut gepokert und der Regen hat schon viel Arbeit abgenommen. Wir nehmen es gemütlich, liegen im Zelt oder sitzen davor, und geniessen die angenehmen Temperaturen.

Es wird spät. Die Festivitäten rund um die Sommer Sonnenwende finden heute in Haapsalu statt und wir sind gwundrig, was da geboten wird. Neben Livemusik und verschiedenen Ständen hat es eine Schar an Leuten. Aber das versprochene grosse Feuer fehlt. Dafür sehen wir wieder einmal die Sonne untergehen.

20.6.: Voosemetsa – Lihula – Rõude – Martna – Taebla Haapsalu

Heute starten wir bereits kurz nach 8 Uhr. Erstens erwarten wir am Morgen wenig Verkehr und zweitens sind wir uns unsicher wie weit es wirklich sein wird. Zwischen 60 und 80 km liegt die Spanne je nach Weg, den wir wählen.

Die 10 ist wieder eine Autobahn, wie wir sie bereis kennen. Nur, hier haben wir sie über weite Strecken fast für uns. Wir können es uns sogar erlauben auf der Fahrspur und nicht auf dem schmalen Pannenstreifen zu fahren. Die Stärkung an der Tankstelle vor Lihula erübrigt den Einkauf im Dorf, weshalb wir auf der grossen Strasse bleiben. Da der Verkehr aber mit der Zeit zunimmt weichen wir wo vorhanden auf die alte Strasse aus.

Zwar schön zum anschauen aber kaum fahrbar, die alte Brücke über den Kasari Jögi.

Kurz später biegen wir auf die Strasse 31 Richtung Haapsalu ein. Entlang dieser wir in kürzester Distanz den Zielort erreichen könnten. Doch wir versuchen uns im Erkunden von kleineren Strassen. Was eigentlich auch sehr gut gelingt. Hätten die Strassenbauer nur etwas mehr Splitt auf ihren Fliessteer gekippt. Die Masse klebt in dieser Hitze ziemlich und füllt unsere Pneus, dass wir nach dem gröbsten Abschnitt eine Reifenreinigung vollziehen.

Der Mittagsrast in Rõude wird eine Jagd. Stechfliegen sind das leidige Thema. Sie bringen uns beinahe um den Mittagsschlaf.

Der Abstecher gegen Taebla hat sich gelohnt. Von Osten her kommend führt das alte Bahntrasse direkt nach Haapsalu. Zwar ein Kiesweg, aber er fährt sich gut. Das Buschwerk entlang des Weges versperrt jegliche Sicht, man fühlt sich vollständig weg von jeglicher Zivilisation. Die Länge der sichtbaren geraden Weglinie verstärkt den Eindruck noch. Dass unsere Räder nun wieder die Einheitsfarbe Beige tragen, ist das Resultat der Fahrt.

Dass man auch beim Wasserkauf einen Fehlgriff machen kann, merken wir heute. Da das Leitungswasser etwas Moorgeschmack hat, gönnten wir uns für die Fahrt Wasser aus der Flasche. Doch das gekaufte kann man einfach nicht trinken. Die Bäume freuten sich sicher über einen kleinen Gutsch Feuchte.

Gastfreundschaft auf dem Camping Pikseke: Die Flaggen der Heimatländer der anwesenden Gäste werden gehisst. Seit heute hängt auch die Schweizerfahne.

Die Gastgeber sind sehr zuvorkommend. Wir erhalten einen schönen Zeltplatz und zwei Stühle werden uns auch noch gebracht. Nach der verdienten Dusche gehts noch einmal aufs Velo. Heute gibts im schönen Städtchen Abendessen und danach noch eine Flanierfahrt an der Promenade. Ein lauer Sommerabend, den wir in vollen Zügen geniessen. Die nächsten zwei Tage bleiben wir hier, uns gefällt es.

19.6.: Tõstamaa – Varbla – Paatsalu – Vatla – Nurmsi – Ridase – Voosemetsa

Die ganze Nacht hat es leicht auf das Zelt getröpfelt, aber immer nur soviel, dass das Wasser nicht von den Oberflächen lief. Zusammen mit dem Staub sehen die Fahrräder jetzt toll aus. Am Morgen ist es trocken. Nur die Mücken scheinen auf ihr Frühstück gewartet zu haben und fallen über uns her, als wir zum Zelt raus kriechen. Schnell ist alles abgeräumt und wir sitzen in der Mücken freien Küche.

Wieder beginnt der Tag grau, doch bereits bei der Abfahrt sieht man den hellen Himmel im Osten. Vereinzelte Tropfen fallen noch vom Himmel, doch dann reisst es auf und die Sonne heizt uns richtig ein, da der Rückenwind nicht kühlt. Dafür schiebt er, was wir sehr geniessen.

Für heute gibt es Plan A, dann wissen wir, dass es in Abhängigkeit der Strasse allenfalls Plan B geben wird. Fahren tun wir noch einmal etwas anderes, weil früher als angenommen die Strasse schlechter wird. Der signalisierte Radweg folgt konsequent der Küste. Diese Strasse will aber zumindest für ein Stück nur Kiesstrasse sein. Zusammen mit dem LKW-Verkehr vom nahen Kieswerk Grund genug für uns, die Radroute zu verlassen.

Heute ist es kurz. Schon um 15 Uhr liegen wir mitten im Wald auf dem Campingplatz Voosemetsa und ruhen uns aus. Morgen gibt es noch einen Fahrtag, da der nächste Camping bessere Infrastruktur verspricht. Auch hier dürfen wir von der „Sommerküche“ mit Gasherd profitieren. Der Rahm für den Linseneintopf hat es über den Tag steif geschüttelt. Zum Glück hat es auch Pfannen, unsere hätte nicht aufs Rechaud gepasst.

18.6.: Pärnu – Audru – Pootsi – Munalaid – Töstamaa – Ermistu järv

Was macht man, wenn man am 26. Juni in Tallinn Besuch erhält, die geplante Route aber nur 4 Tage bis dorthin benötigt? Man könnte sich mit allen anderen in Pärnu an den Strand legen, die Spas der Region erkunden und Faulenzen. Was machen wir? Wir planen um. Der neue Plan folgt dem Ostseeradweg wo dieser auf dem Festland bleibt. So bleiben wir vorerst an der Küste. Unsere ursprüngliche Planung war bisher eher etwas zurückhaltend.

Bereits gestern war Ostwind angesagt. Mit ihm hatte sich am Abend der Himmel vergraut. Dieses Grau ist auch heute noch vorhanden. Es ist auch etwas kühler als noch gestern. Nach einer kurzen Rundfahrt durch die verschlafene Altstadt von Pärnu bläst uns der Wind richtig gegen Westen. Auch als wir gegen Süden abdrehen vermag er uns durch die Wälder nocht zu schieben. Es geht nicht nur wegen dem Wind sehr gut vorwärts, auch der Radweg aus Pärnu heraus und die Strassen sind sehr gut ausgebaut und beschildert. Wir brauchen praktisch keine Karte.

Da es heute zügig vorwärts geht und eine moderate Distanz angesagt ist, erlauben wir uns den Abstecher nach Munalaid. Die Landzunge im Süden, von welcher aus eine Fähre die zwei Inseln Manilaid und Kihnu erschliesst. Der erwartete Leuchtturm ist nicht vorhanden, dafür geben die rauhe Graslandschaft und die am Ufer weidenden Kühe ein Gefühl auf der Alp zu sein. Geben die Kühe hier salzige Milch? – fragen wir uns. Während dem Mittagsschlaf an der nun aufgetauchten Sonne fühlt man sich durch das Gebimmel, der an die Masten der Segelschiffe schlagenden Seile, wie zuhause. Wäre da nicht die Meeresbrise.

Kuh, Wiese und Meer

Es ist hier in gewissen Dingen auch wie zuhause, auch hier ist der Volg teurer als die Migros, auch wenn er hier nicht Volg heisst. Aber wir sind froh, gibgt es diese kleinen Läden. So können wir immer wieder einkaufen und müssen nicht grosse Mengen mitschleppen.

Unser Campingplatz liegt am Ermistu See. Da noch Zeit und Wärme vorhanden ist, legen wir uns erst einmal in eine Liege und geniessen die Szenerie. Auch heute kommt unser Kocher nicht zum Einsatz, der Campingküche sei Dank. Der Himmel verdunkelt sich wieder und nun tröpfelt es ganz fein auf das Zeltdach. Das erste Mal Regen seit mehr als einem Monat. Sofern man das Regen nennen kann.

17.6.: Salacgriva – Ainazi – Häädemeeste – Uulu – Reiu – Pärnu

Beim Frühstück in der Gemeinsschaftsküche kommen wir mit einem Estnischen Segel-Coach ins Gespräch. Er kennt die Schweiz beruflich und hat auch gute Erinnerungen daran. Seine Tochter sei „made in Switzerland“ sagt er augenzwinkernd. Er versichert uns, dass die Radroute bis Pärnu nicht über Sand verlaufe, er weiss es bestimmt, denn er wohnt vor Pärnu am Radweg.

Das erste Stück gehts der Autobahn entlang. Aber im schwachen Morgenverkehr ist dies auch ohne Pannenstreifen kein Problem. Nach Ainazi erreichen wir die Grenze zu Estland.

Und Estland bgrüsst uns mit 30 km Küstenstrasse ohne Verkehr. So mögen wir es gerne. Zwischendurch erblicken wir durch den Wald das Meer oder machen an einem Aussichtspunkt Rast.

Beim Mittagsrast sitzen wir auf Holzstämmen, da es am Boden nur so von grossen roten Ameisen wimmelt. Ein Eichhörnchen kommt neugierig schauen, bleibt aber auf Distanz und fasziniert uns, wie es von Baum zu Baum springt. Andere Tiere gehören schon zur Gewohnheit. Der Kukuk der uns begleitet und das quaken der Frösche. Wir würden sie vermissen.

Wir kommen heute trotz Gegenwind sehr gut voran. Doch an den Strand von Pärnu möchten wir nicht. Zu viele Leute tummeln sich dort. Der Camping ist ein schöner Garten eines Hauses mitten in Pärnu. Mit Dusche, Küche und Zeltwiese hat es alles was wir brauchen. Seit der dritte Esser nicht mehr dabei ist, müssen wir noch etwas mit den Mengen für das Abendessen üben. Heute jedenfalls hätten wir den halben Campingplatz verköstigen können.

16.6.: Zvejniekciems – Jelgavkrasti – Kreuzung bei Mezciems – Zaki – Salacgriva – Milleri Camping

Heute muss uns der Wecker aus den Federn holen und der hat etwas zu tun, denn die Sonne ist hinter einer Wolkendecke und Bäumen versteckt und heizt uns nicht aus dem Zelt. Schön für einmal nicht gleich schon von Anfang an Sonnencrème einschmieren.

Kurze Verschnaufpause an einem Rastplatz der A1.

Schade ist, dass die einzige Küstenstrasse, die es hat, die A1 ist, also die Autobahn. Vorstellen muss man sich eine Strasse mit je einer Spur und Gegenrichtungsverkehr. Die Spuren sind recht breit und es hat ausserhalb des Randstreifens mehr oder weniger Platz (Pannenstreifen). Vom Camping her ist die Autobahn mit einem breiten Randstreifen ausgerüstet, so kommen wir dem fühmogendlichen Verkehr nicht in die Quere und kommen zügig voran.

In Jelgvkrasti versuchen wir es trotzdem, dem Autolärm etwas auszuweichen. Mit wenig Erfolg. Wieder kämpfen wir mit Sand und weichem Kies und brauchen für die 6 km gleich lang, wie wir für die vorherigen 20 gebraucht hatten. Wir sind uns einig, hier hat alles was wenig Verkehr hat auch wenig Teer. Oder eben gar keinen. Die Autofahrer geben sich teilweise Mühe, uns nicht in eine Staubwolke zu hüllen, aber nur mit geringem Erfolg. Witzig ist, dass vor jedem Haus ein kurzer Abschnitt der Strasse gewässert ist. Für uns eine Erholungsphase, für die Bewohner etwas Staubschutz.

Bei der ersten Gelegenheit fahren wir zurück auf die A1. Doch oh Schreck, der Pannenstreifen ist weg. Nun heisst es mit viel Konzentration fahren. Kommen Lastwagen schwenken wir auf den Kies neben der Strasse. Zum Glück ist der Verkehr gegen Norden nicht so dicht wie gegen Süden. Dann vor Salacgriva taucht die alte Strasse auf, mal links dann rechts führt sie über einige Kilometer parallel zur neuen A1. Eine Freude für uns, wenn auch der Wechsel zwischen A1 und alter Strasse teilweise herausfordernd ist.

Eine andere Freude ist der Camping Milleri. Sehr schön hergerichtet, mit viel Liebe zum Detail dekoriert und gut ausgestattet. Trotz des Sandexperiments von heute sind wir früh da. So reicht es noch für einen Abstecher an den Strand und für Petra ein Bad im Meer. Blog geschrieben wird heute auf der Veranda des Küchenhäuschens und ein Glace hat es auch noch gegeben. Uns geht es richtig gut.

15.6.: Riga – Trisciems – Kalngale – Carnikava – Lilaste – Saulkrasti – Zvejniekciems

Der Ruhetag „Riga“ ist nicht so ruhig wie er tönt. Wäsche will gewaschen werden, die Route bis Tallinn wird geplant und am Nachmittag treffen wir nochmal Monika und Thomas. Mit gemütlichem Plaudern im Restaurant und der geschichtlichen Aufdatierung vor dem Präsidentenpalast verabschieden wir uns von den beiden. Von nun an sind wir noch zu zweit unterwegs.

Der gestrige Ruhetag hat sich dann noch in die Länge gezogen. Die Filmaufnahmen zur Sissi-Serie in der Altstadt, die Besichtigung der Markthallen (nur von Aussen, da schon geschlossen) und der Rückweg mit Einkauf und Nachtessen dauerten, so dass wir erst gegen 22 Uhr wieder auf dem Camping waren. Trotzdem entschieden wir uns, heute weiter zu fahren. Genug gesehen von der Grossstadt. Doch der Wecker klingelt irgendwie sehr früh…

Aus dem Stadtzentrum kommen wir gut und meist ohne im grossen Verkehr fahren zu müssen. Immer mal wieder ein Blick auf die Karte und so fahren wir zielstrebig gegen das Meer. Fast zu zielstrebig. Dem Euro Velo-Radweg folgend merken wir, dass dieser einen Abschnitt dem Strand entlang vorsieht. Nein, Sand fahren ist nicht das, was wir wollen. Wir versuchen über die Bahngleise auf die Strasse zu gelangen, doch das stellt sich als schwierig heraus. Strasse geht keine rüber und die Fusswege enden auf beiden Seiten vor dem Gleis. Ein Stück zurück finden wir einen Übergang.

Noch zwei Mal geben wir dem Radweg die Chance und beide Male führt er uns auf Sandstrassen. Da ist das Vorwärtskommen schwierig. Immer wieder „verreist“ das Vorder- oder das Hinterrad. Wir schwimmen, schimpfen und schieben immer mal wieder. Weil unsere Lasteselchen einfach nicht das machen, was wir wollen. Die Natur ist derweil sehr schön. Und am Ummis See stören wir mitten im nichts eine Dame, die sich in der Sonne räkelt.

Die Fahrt aus der Stadt und die Ausflüge durch den Sand haben Zeit gekostet. Wir erreichen den Camping Jūras Priede erst um 18:30 Uhr. Viele kleine Hüttchen gibt es da, Zeltwiese nicht wirklich, das Zelt steht trotzdem – im Sand. Eine warme Dusche und sogar eine Küche sind vorhanden. Und wir erhalten selbst eingelegte Salzgurken aus einem riesigen Glas. Alles, was das Herz begehrt.

13.6.: Jaunkemeri – Vaivari – Jūrmala – Babite – Riga

Am Morgen wärmt die Sonne das Zelt, die Nacht war wieder einmal kühl. Wir brechen wie gewohnt gegen 9 Uhr auf.

Ungewohnt viel und in gutem Zustand sind Radwege vorhanden. So kommen wir meist ohne Verkehr schnell bis mitten in die Stadt. Der Radweg um Babite entlang der Bahnlinie scheint eine beliebte Trainings oder Ausflugsstrecke zu sein. Es hat jedenfalls viel Volk zu Fuss, auf dem Fahrrad oder mit Inline Skates.

Beim Camping sind wir auch heute wählerisch. Der City Camping Riga, auf der Insel zwischen Zunds (Kanal) und Daugava (Fluss) gleicht eher einem Caravan-Parking. Wir fahren etwas weiter auf der Insel und hier hat es mit dem Riverside Camping wieder einmal einen Camping, wie wir uns das vorstellen.

Da es heute nur ein Katzensprung war, reicht die Zeit nach dem Mittagessen noch um wieder einmal die Kette zu pflegen und Reifen zu pumpen. Dann kommen auch schon Thomas und Monika. Nun hat Matthias einen wärmeren Schlafsack, der Lieferdienst von Zuhause hat bestens geklappt. Obendrauf haben wir viele leckere Schokolade erhalten und Petra wird nun auch mit einem Schweizerfähnchen ausgerüstet. Die Überraschung ist gelungen, vielen Dank!

Nach einer erfrischenden Dusche gehts zum ausgiebigen Abendessen ins Restaurant. Morgen werden wir uns der Stadt Riga und unserer Wäsche widmen. Uns gefällt es hier am Ufer vom Fluss.

12.6.: Plosti – Kandava – Ligas – Pūre – Vecmokas – Tukums – Klapkalnciems – Jaunkemeri

Heute klingeln die Wecker zu unterschiedlichen Zeiten. Thomas ist heute Abend mit Monika in Riga verabredet, deshalb steht er früh auf und fährt die etwa 120 km nach Riga in einem Tag durch. Wir wählen da die gemütlichere Variante und fahren an die Küste. Doch auch wir sind frühzeitig unterwegs, was uns später noch hilft.

Um den Sandstrassen auszuweichen werden Bogen gefahren oder grössere Strassen gewählt. Heute ist es letzteres. Wir fahren nach Kandava für ca. 12 km auf der A10, der Verbindungsstrasse von Ventspils im Nordwesten des Landes nach Riga. Die Strasse ist breit und der Verkehr geht gut. Doch wir sind beide froh, als wir nach Püre wieder auf eine kleinere Strasse einbiegen können.

Das ständige Auf und Ab ist auch heute unser Begleiter wie der Gegenwind. Doch manchmal kommt der Gegenwind von hinten. Ein komiches Phänomen, wenn der Wind von vorne an den Ohren vorbei rauscht, man aber das Gefühl hat, es hätte sich soeben ein Motor zugeschaltet. Je nach Gelände und Bewaldung wird man so abwechselnt gebremst oder geschoben. Nach Tukums fliegen wir richtiggehend rein.

Der Plan war, nach ca. 60 km in Klapkalnciems auf dem „Kempings  Ronisi“ zu übernachten. Weil wir nicht ganz sicher waren, ob das auch geht,  haben wir am Vorabend noch gegooglet und den Hinweis auf „Tent Sites“ auf der Homepage gefunden. Der Ort ist auch gut beschildert, doch an der Reception dann die Ernüchterung. Keine Plätze für Zelte im Angebot. Dafür will der freundliche Herr am Telefon (die Dame an der Theke konnte nur Russisch) uns einen Bungalow andrehen. Wir wollen aber heute im Zelt schlafen und fahren deshalb weiter.

„Campingplatz“ ohne Zelt-Möglichkeit

Nach zwei weiteren erfolglosen Anläufen und nun 76 km auf dem Tacho sind wir fündig geworden. Petra hielt heute fest, dass dies keine Ferien seien, sondern ein Abenteuer. Die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz passt also ganz gut dazu.

Im Neptuns Camping sind wir gut aufgehobn, konnten eine warme Dusche geniessen und ein Spaziergang zum Strand lag auch noch drin. Bei Meeresrauschen liegen wir im Schlafsack, was will man mehr.

11.6.: Jūrkalne – Alsunga – Edole – Kuldiga – Renda – Vegi – Sabile (Plosti)

Was nützt einem der Wecker, wenn er nicht klingelt oder wir ihn nicht hören. Was genau geschehen ist, wissen wir nicht, als wir eine halbe Stunde zu spät aufwachen. Wir geben Gas, da Thomas bereits am abbrechen des Zeltes ist. So schaffen wir es kurz vor 7:30 Uhr auf dem Rad zu sitzen. Es ist noch ziemlich kühl und der Verkehr noch nicht da. Dafür treffen wir Dachs und Fuchs bei der Suche nach Frühstück am Strassenrand.

Heute müssen wir uns 3 Strassennummern merken bis zum Ziel. Die Strasse schlängelt sich schön auf eine Hochebene hoch. Die Steigungen sind angenehm und wechseln sich auch mit langgezogenen Abfahrten durch kilometerlange Waldpassagen ab. Für die Pausen finden wir immer wieder schöne Plätzchen.

Am Mittag legen wir uns ins trockene Heu einer Wiese und lassen uns von der Sonne erhitzen. Entsprechend schwummrig ist der Kopf bei der Weiterfahrt. Aber so ein Mittagsschlaf darf auch bei einer längeren Etappe nicht fehlen. Der Verkehr ist unterschiedlich und die Autofahrer sind meist freundlich und überholen mit viel Abstand. Manche winken uns zu, hupen beim Vorbeifahren oder zeigen ein „Daumen hoch“. Wir scheinen amüsant anzusehen zu sein.

Kuldiga ist der grösste der Orte, die wir durchfahren, eine richtige Stadt. Bei der schönen Brücke machen wir Halt und geniessen die Aussicht auf den naturbelassenen Fluss.

Nach dem Einkauf in Sabile will ein Einheimischer etwas übermütig unbedingt unsere Lieger testen. Thomas hat seine liebe Mühe den eher stämmigen Kerl auf dem Rad zu halten und macht diesem mit der „Fahrt“ eine riesen Freude. Wir fahren einen Ort an, an welchem ein Camping sein sollte. Zelten kann man schon, sagt der Besitzer, aber er habe auch Häuser zum mieten. Sein Angebot ist verlockend, wir freuen uns über die Dusche und auf das richtige Bett. Heute eimal kein Zelt aufstellen.

Gekocht wird vor der Türe. Drinnen hat es nur einen Wasserkocher.