09.10.: Werden –  Kettwig – Heiligenhaus – Flandersbach – Wülfrath – Mettmann – Neandertal – Hochdal – Hilden – Langenfeld – Leverkusen – Köln

Der Ruhetag steht ganz im Zeichen der Ruhe. Wir liegen viel im Zelt, schlafen und planen den letzten Abschnitt unserer Reise. Nun wissen wir, dass noch rund 800 km auf uns warten. Zum Abschluss des Tages gehen wir ins „Bistro“ des Campingplatzes. Der Name ist pure Untertreibung. Dahinter steckt ein kleines, aber feines italienisches Restaurant. Wir lassen uns mit leckeren 4 Gängen Überraschungsmenü verwöhnen. Als wir gehen wollen laden uns die Tischnachbarn Anke, Matthias und Christian zu sich an den Tisch ein. Neben Wasser (unser Wunsch) und Limoncello gibt es auch nochmal Nachtisch. Wir haben eine spassige, schöne Runde mit interessanten Gesprächen, die wir sehr geniessen.  Etwas später als gedacht liegen wir im Zelt während über uns ein Flugzeug nach dem anderen vorbei dröhnt.

Leichter Regen tröpfelt auf das Zeltdach, als der Wecker klingelt. Doch der Regen hört blald auf. Nur beim Abbau des Zeltes will eine Wolke uns nochmal ärgern. Der graue Himmel begleitet uns noch ein Stück und zwischendrin fallen auch wieder Regentropfen, doch am Nachmittag verziehen sich die Wolken, so dass wir etwas Sonnencrème benötigen.

Steiler Aufstieg aus dem Neandertal

Nach dem ersten Abschnitt der Ruhr entlang kaufen wir im EDEKA ein. Danach biegen wir auf den Radweg auf dem alten Trasse der Niederbergbahn ein. Über alte Viadukte steigt die Strecke stetig aber angenehm an, weshalb wir uns entscheiden etwas länger darauf zu fahren als geplant. In Heiligenhaus dann die erste Fehlleitung. Nach Mettmann steil rechts hoch. Oben angekommen zeigt der Wegweiser nach Mettmann wieder nach unten. Wir bleiben oben und suchen uns den eigenen Weg. Jeder Versuch dem Wegweiser nach Mettmann zu folgen endet im Konsultieren des Navi, weil die Beschilderung fehlt, zusätzlichen Höhen- und Kilometern. Auch nachher nach Hilden hätten wir besser unserem Strich im Navi, statt der Beschilderung geglaubt, das hätte uns einen steilen Anstieg erspart.

Schlechter Zustand der Wegweiser und der Wege. Li: völlig vermoster Wegweiser im Neandertal, Re: Keine Farbe mehr, Wegweiser in Köln.

Die Abfahrt danach bis nach Leverkusen ist sehr schön, sanft geht es runter, so dass wir locker viele Kilometer machen können. Dies ist auch nötig, denn die Hügel-Kletterei und Wegsucherei hat neben Kraft auch viel Zeit gekostet. Und dann ist er da der Rhein. Lange haben wir davon gesprochen, dass der Rhein uns nach Hause bringen wird. „Wenn wir dann mal am Rhein sind…“ Nun sind wir es. Wie Petra es nennt: „Ein Stück Heimatgefühl kommt auf“.

Den Rhein erreicht!

Im Gegensatz zum Morgen ist nun die Umleitung auf die Rheinbrücke sauber signalisiert und gut fahrbar. Auch wenn auf dem Rhein-Radweg auch nicht alle Schilder so toll sichtbar sind, finden wir den Weg bis nach Köln und machen noch einen Abstecher zum Domplatz. Viele Leute sitzen auf der grossen Treppe vor dem Dom oder flanieren davor. Auch auf der Promenade hat es viele Leute. Wir fahren Slalom zwischen den Fussgängern hindurch, überqueren den Rhein erneut und kommen gegen 18 Uhr auf dem Campingplatz an.

Auch die Gänse sind in Köln. Wir sind also immer noch im Rennen bei der Reise gegen Süden.

Heute schlafen wir auf dem Camping Stadt Köln praktisch direkt am Rhein. Das tiefe Brummen der Schiffsmotoren ist gut zu hören aber irgendwie angenehmer wie der Fluglärm gestern.

07.10.: Datteln – (Emscher-Weg) – Recklinghausen – (Rhein-Herne-Kanal) – Gelsenkirchen – Essen – Knaus Campingpark Werden

Eigentlich wäre ein Ruhetag angesagt, doch der Campingplatz überzeugt uns überhaupt nicht, weshalb wir uns nochmal in den Sitz schwingen. Zum Abschied kriegt der Esel im Steichelzoo von Petra einen Büschel saftiges Gras, dann geht es über die Schleuse nach Datteln. Tief liegen die Frachter, die irgendwelches Schüttgut geladen haben. Sie sehen aus als gingen sie gleich unter.

Wir möchten eigentlich dem Emscher-Weg folgen. Doch dies scheint unsere Herausforderung für heute zu sein. Immer wieder ist der Weg wegen Bauarbeiten gesperrt. Umleitungen sind nicht, oder nur schlecht signalisiert und auch die Radwegsignalisierung hilft nicht immer weiter. Oft fahren wir in Sackgassen, müssen umkehren und versuchen einen anderen Weg. Das gibt das Gefühl einfach nicht vom Fleck zu kommen. Auch unser Versuch stattdessen dem Rhein-Herne-Kanal zu folgen zeigt das gleiche Bild von Bauarbeiten. Währenddessen hilft auch der Wind nicht wirklich, unsere Konstante seit Tagen. Eine weitere ist die Sonne. Nach anfänglich grauer Wolkenschicht wir der Tag strahlend blau und auch wieder etwas wärmer.

Beispiel für die Signalisierung des Radwegs und die Baustelle

Lange kämpfen wir uns durch das Wirrwarr von Umleitungen und die Pausen sind eher etwas spät. Dafür gibt es auch heute etwas Süsses aus der Bäckerei.

So wie das Schild steht heute unsere Routenführung Kopf

Wir queren vom Rhein-Herne-Kanal zwischen Gelsenkirchen und Essen durch an die Ruhr. Was für ein Unterschied. Stark frequentiert und gut ausgebaut ist der Radweg ein Genuss. Wir haben uns zwar noch den EDEKA auf dem Hügel ausgesucht, weshalb wir für diesen Abstecher den Radweg verlassen und uns zum Einkauf hoch kurbeln. Umso schöner ist die Abfahrt bis zum Campingpark bei der Schleuse Werden.  Der Kontrast zum Camping letzte Nacht könnte nicht grösser sein, weshalb wir gleich für 2 Nächte buchen. Gut ausgestattet, freundlicher Empfang und Restaurant. Wir staunen nicht schlecht, als wir auf die volle Zeltwiese treffen. Später erfahren wir: Es findet gerade die SPIELE statt, die Messe für Gesellschaftsspiele. So kommt es auch, dass wir in der Küche nicht alleine sind, was uns überhaupt nicht stört.

Störend ist dafür der Lärm, den die startenden Flugzeuge machen. Der Campingplatz scheint in einer Abflugschneise zu liegen. Wir vermuten vom Flughafen Düsseldorf oder vielleicht doch vom Flughafen Essen-Mülheim? Jedenfalls ist es laut und für uns eher fremd. Schon lange hatten wir keinen solchen Lärm mehr. Auch hatten wir uns schon eine Ewigkeit nicht mehr über Termine und Daten Gedanken machen müssen. Nun tauchen erste Terminkollisionen für die Zeit nach unserer Rückkehr auf, die es zu lösen gilt. Wir spüren, dass die Zeit nach unserer Reise näher rückt. Doch das alles ist irgendwie noch weit entfernt und nicht greifbar.

06.10: Münster – (dem Dortmund-Ems-Kanal nach) – Senden – Lüdinghausen – Olfen – Klaukenhof Camping vor Datteln

Es wird spät, ohne dass der gestrige lange Abend Erfolg gebracht hätte bei der Suche nach Übernachtungsplätzen. Entsprechend müde drehen wir uns nochmal, als der Wecker klingelt, und stehen erst mit der Sonne auf. Es ist kurz nach 9 Uhr als wir fahrbereit sind.

Schnell finden wir an den Dortmund-Ems-Kanal. Dort treffen wir auf einen neu geteerten, breiten Radweg. Mit dem richtigen Wind wäre das wie fliegen. Der Wind war nicht richtig, aber die Fahrt über knappe 15 Kilometer auf perfektem Untergrund war ein Genuss. In Senden gibts bei der Bäckerei im EDEKA eine süsse Stärkung und den Einkauf für heute und den potentiellen Ruhetag morgen erledigen wir auch gleich.

Die Sonne strahlt durch den etwas milchigen Himmel und lässt uns trotz Wind die warme Kleidung bald einmal auszuziehen. T-Shirt und Windstopper reichen heute wieder einmal.

Durch Olfen (nicht Olten) durch folgt der Radweg dem alten Verlauf des Kanals. So kommt es, dass wir auf dem Damm oben zu fahren kommen und eigentlich unten die Einfahrt zum Camping ist. Entweder steile Treppe oder 2 km Umweg, um auf das andere Niveau zu komen. Wir wählen den Umweg und sind schon bald auf dem Platz der Freizeitanlage Klaukenhof. Wir müssen kurz warten, bis der Platzwart auftaucht. Als er dann kommt wirkt er als ei er gerade aus dem Bett gekrochen. Dass seine Partnerin während dem er uns den Platz zeigt, die Finger nicht von ihm lassen kann, unterstreicht diese Theorie noch.

Wir wissen nicht so genau, was der Campingplatz alles bietet. Freie Platzwahl ist komisch, wenn man weder einen Plan vom Camping hat noch weiss wo Sanitärgebäude liegen.

Während wir auf das Essen warten, finden wir dann doch noch eine Übernachtung für morgen. Es ist kalt im Restaurant, weshalb wir beim Zähneputzen den Haarföhn nehmen, um uns wieder aufzuwärmen. Der Wind hat auch noch nicht nachgelassen.

05.10.: Camping Waldwinkel – Engter – Wallenhorst – Osnabrück – Sutthausen – Bad Iburg – Glandorf – Schwege – Ostbevern – Telgte – Münster Camping Handorf

Die Nacht ist kalt und der Morgen tut es ihr gleich. So montieren wir schon beim Aufstehen die warme Kleidung. Kaum aus dem Windschatten des Campings holen wir auch noch Stirnband und Handschuhe hervor, welche später bei den Aufstiegen Stück für Stück wieder in den Taschen verschwinden.

Heute morgen kommen wir überhaupt nicht vorwärts. Da wären deie Einkäufe in einem Hofladen und in der EDEKA Dann haben wir wieder Hügel, die ersten seit langem, und die Muskeln wollen nicht so recht. Wenn mal kein Hügel da ist, bremst der Wind. Den werden wir einfach nicht los.

Immer wieder macht der Radweg eine Schlaufe und uns gelingt es nicht immer die Abzweigung zu erkennen, was uns zusätzliche Kilometer einbringt. In Glandorf gibts Mittagspause inklusive Kaffee für Petra. Windstill ist es auch da nicht ganz, weshalb wir bald weiterfahren.

Die Besiedelung ist so dicht, dass wir Mühe haben, einen Baum für die Pinkelpause zu finden, ohne jemandem direkt in den Garten zu pinkeln. Wir geben Gas und schaffen es gerade noch vor 18 Uhr auf den Münster Camping. Der ist sehr schön und wir können auch wieder einmal drinnen kochen.

Da der Camping für morgen ziemlich unsicher ist, planen wir um. Irgendwie finden wir aber für übermorgen keine schlaue Übernachtungsmöglichkeit. Mit Suchen und planen wird es spät. Und beim Schreiben dieser Zeilen fallen die Augen zu, währen daneben schon tief geatmet wird. Der Himmel ist sternenklar. Eine weitere kalte Nacht.

04.10.: Goldstedt – östlich vorbei an Vechta und Lohne – Steinfeld – Damme – Schloss Alt Barenaue – Camping Waldwinkel bei Kalkriese

Es ist eine kühle, klare Nacht der Wind bläst kalt durch die Kleidung. Frühstück gibts deshalb noch im Zelt und nacher packen wir uns warm ein. Im EDEKA im Ort gibts nach dem Einkauf etwas warmes zu trinken, bevor wir uns erneut in den Kampf gegen den Wind begeben. Heute ist es aber anders, heute ist er saukalt, der Wind.

Was für ein Unterschied zum Norden: Beinahe an jeder Kreuzung haben wir drei Möglichkeiten unser Ziel anzufahren. Da wir nicht alle Schlaufen des Fernradwegs mitmachen wollen, wählen wir jeweils die Richtung, die den nächsten grösseren Ort am direktesten anfährt. Immer wenn der Name des übernächsten Ortes auftaucht fahren wir in diese Richtung weiter. So kurven wir kreuz und quer durch schöne Landwirtschaftsgebiete und Moorlandschaften, kreuzen Moorbahn-Gleise und sehen jede Menge Tiere. Sind wir einmal entlang einer grösseren Strasse unterwegs, hat es immer einen separaten Radweg. Das ist super, denn die Strassen sind eher schmal und die Geschwindigkeiten sind hoch. Jedoch sind viele dieser Radwege in schlechtem Zustand. Wurzelbuckel oder Gräben machen es mühsam. Da nützt auch das Schild „Vorsicht Fahrbahnschäden“ nicht viel. Es rüttelt einfach.

Die Kirche von Damme – „Radwegekirche“ steht auf einem Schild.

In Damme gibts Mittagessen. Wir machen den Fehler auf dem schönen Kirchen-Vorplatz Pause einzulegen. Nach dem Essen sind wir vom den Wind so durchgekühlt, dass wir lange brauchen, um wieder auf Temperatur zu kommen. Nach Damme durchfahren wir ein grosses Torf-Abbaugebiet. Speziell, die Torfstiche schön aufgereiht zu sehen und das über eine riesen Fläche.

Kurz vor dem Ziel überqueren wir wieder den Mittelland Kanal, welchen wir bei Magdeburg auf unsrer Fahrt gegen Norden überquert hatten. Der heutige Camping ist noch günstiger als gestern. Für 10 Euro übernachten wir hier und das Duschen in modernen Badezimmern in einer alten Scheune ist inklusive. Gekocht und gegessen wird im Windschatten des Zeltes. Beim Abwasch fällt der Strom aus. Zum Glück haben wir eine Taschenlampe. Bereits vor 9 Uhr liegen wir im Zelt. Hier windet es nicht und die Beine strecken ist eine Wohltat.

03.10.: Oberhammelwarden – Elsfleth – Huntebrück – Berne – Lemwerder – Bremen – Stuhr – Kirchseelte – Harpstedt – Goldenstedt

Der Wecker klingelt früh, denn heute sind wieder über 90 km zu fahren und wir sollten vor 18 Uhr am Ziel sein, damit wir die Reception noch erwischen.

Unser Wunsch, weitere solche Tage wie gestern zu haben, wird leider nicht erfüllt. Der Wind nimmt stürmische Form an. Ist es am Morgen noch angenehm warm, wird es durch den Tag immer kühler. Am Schluss fahren wir mit Pulli und Regenjacke. Letztere nicht nur wegen der Kälte. Der Wind peitscht uns auch immer wieder einmal Nässe ins Gesicht.

Schwerindustrie an der Weser vor Bremen.

Wir sind froh, finden wir geschützte Orte, um unsere Pausen einzulegen. Sei es ein kleiner Holzunterstand an einer Weserschleuse oder das Dach des geschlossenen Aldi in Stuhr. Ja, heute hat alles geschlossen, inklusive der meisten Restaurants. Denn es ist Tag der deutschen Einheit, ein Feiertag. Alles steht still, alle geniessen die Freizeit. Respektive fast alle. Bauern scheinen keine Feiertage zu kennen. Wie bei uns am 1. August hört man auch hier immer wieder Traktorenlärm von den Feldern und es wird fleissig Mais geerntet resp. gemäht. Für uns unverständlich zumal es ja nicht einmal schönes Wetter ist.

Ab Bremen verlassen wir die Weser und kommen später wieder in etwas coupierteres Gelände. Dass der Velomech gestern Petras Lenklager zu stark angezogen hat, merkt sie vor allem bei der langsamen Bergfahrt, wenn die automatische Ausgleichung des Gleichgewichts etwas blockiert ist.

Der Nachmittag wird zum Kampf gegen den Wind. Er scheint immer gegen uns zu blasen, egal welche Richtung wir einschlagen. Wir kommen kurz vor 18 Uhr auf dem Hartenberger See Camping an und werden freundlich empfangen. Heute bezahlen wir die Hälfte von gestern, haben aber WC-Papier in den Toiletten. Gestern hat dies gefehlt. Zum Schluss kriegen wir noch eine riesen Schokolade geschenkt (300 g). Bei den Duschen hat es etwas geschützte und gedeckte Sitzmöglichkeiten. Unser Platz fürs Znacht. Doch lange sitzen wir heute nicht draussen, es ist kalt und wir sind froh in den warmen Schlafsack kriechen zu können. Im Zelt ist es angenehme 15 Grad.

02.10.: Cuxhaven – Arensch – Dorum-Neufeld – Wremen – Bremerhaven – (Fähre) – Nordenham – Rodenkirchen – Brake – Oberhammelwarden

Der Ruhetag startet gemütlich, wir geniessen ein leckeres Frühstück im Campingbistro. Währenddessen wird unsere Wäsche wieder sauber. Später wird der neue Kilometerzähler montiert. Dazu braucht es etwas Improvisation, denn der neue passt nicht ganz auf die Vorrichtung des alten. Nun werden auch noch die Bremsklötze bei Petras Velo vorne gewechselt. Während dem Kette-Putzen beginnt es zu regnen. So dass wir die Übung abbrechen und ins Zelt verschwinden. Etwas liegen, etwas schlafen und etwas weiter planen und schon ist Zeit, noch den Einkauf zu machen. Aus unserer Zeltecke hinter Hecken kommen wir in ein Gewusel von Menschen. Es ist verlängertes Wochenende, weil am 3. Oktober Feiertag ist. Wir kriegen einen Tisch in einem Restaurant und können vorher noch das nötigste einkaufen. Bei einem Spaziergang am Strand können wir riesige Containerschiffe beobachten. Es sieht so aus, als würden sie durchs Watt kriechen.

Ganz anderes Wetter am heutigen Morgen. Ein leichter Wind weht. Dieser hat gedreht, weshalb wir ihn auch heute wieder gegen uns haben. Aber es wird so warm, dass wir sogar nur im T-Shirt fahren können. Kurz nach 8 Uhr verlassen wir Cuxhaven und fahren alles dem Deich entlang Richtung Bremerhaven. Man sieht ihn schon von weitem, den Container-Terminal. Witzig ist, dass der Radweg mitten durch das Hafengebiet geht und wir die Kräne und grossen Schiffe von nächster Nähe sehen können. Was da an Containern umgeladen werden ist beeindruckend.

Später müssen wir den richtigen Weg zur Weserfähre suchen. Knapp verpassen wir die frühere Fähre, weil wir an der Schleuse noch warten mussten. Drüben angekommen gibt es Zmittag. Auch der Weser entlang ist der Deich vorhanden, weshalb wir nicht viel vom Fluss sehen. In Brake kaufen wir für den morgigen Feiertag ein. Der Camping am Weserstrand ist zwar voll (Feiertagsweekend) der Platzwart findet aber ein Plätzchen für uns. Heute können wir testen, ob wir zu zweit in 2,5 Minuten Wasserlaufzeit duschen können. Wir haben es geschafft. Tisch und Bank sind vorhanden und unser Kocher kommt wieder zum Einsatz.

Erstaundlich ist, dass wir trotz verschwundener Sonne nur im Pullover draussen sitzen können. Es ist lange angenehm warm und erinnert uns eher an einen lauen Sommerabend, als an Herbst. Uns ist es recht, es darf gerne noch etwas so bleiben.

30.9.: Brunsbüttel – (Fähre) – Sankt Margarethen – Glückstadt – (Fähre) – Freiburg (Elbe) – Deichradweg – Belum – Otterndorf – Cuxhaven-Duhnen

Der kleine Campingplatz ist sehr hübsch und wir geniessen den Aufenthaltsraum auch zum Frühstück. Unser Zeltnachbar ist sehr interessiert an unseren Rädern und will uns unbedingt abfahren sehen.

Nach kurzer Fahrt dürfen wir schon das erste Mal auf die Fähre. Sie bringt uns über den Nord-Ostsee-Kanal. Denn heute müssen wir einen weiten Bogen fahren. Die Fähre Brunsbüttel – Cuxhaven hat Ende 2021 Insolvenz angemeldet. Somit ist die erste Verbindung ans andere Ufer die Fähre ab Glückstadt. Bis dorthin sind es 30 Kilometer und wir kommen schnell voran, weil der Wind die Elbe hoch bläst. Nur der Zustand der Radwege lassen etwas zu wünschen übrig. Schlaglöcher und Wurzelerhebungen sind etwas mühsam. Da hilft auch das Schild „Radweg Schäden“ nicht viel.

Wir fahren heute wieder über Deichwege, die mit Schafmist bedeckt sind. Das Zeug klebt so starkt, dass wir vor der Fähre zuerst das Rad vom Dreck am Schutzblech befreien müssen. Sogar ein Bistro hat die Fähre. Petra holt uns Heissgetränke und nach Ankunft auf der anderen Seite machen wir Znüni Pause. Die Fähre ist wirklich gut besucht, lange Schlangen bilden sich im Wartebereich.

Bei der Weiterfahrt haben wir ganz kurz Rückenwind. Danach werfen wir uns richtig in den Wind und fahren 30 Kilometer mit starkem, böigem Gegenwind. Vor Belum steht das Natureum mit einer Bank und Tisch, so können wir unser eigenes Mittagessen bei Sonne und im Windschatten geniessen. Danach geht es zwar nicht mehr so hart am Wind, doch die Muskeln sind schon recht müde und es zieht sich bis nach Duhnen, einem Quartier nach Cuxhavn.

Wir sind froh, dass uns trotz geschlossener Reception im Bustro  auf dem Campingplatz geholfen wird. Unser Zelt steht, Abendessen haben wir im Bistro genossen und nun fallen uns beim Blog schreiben oder lesen die Augen zu. Heute war ein strenger Tag.

29.9.: Friedrichstadt – Sankt Annen – Fedderingen – Weddingstedt – Heide – Meldorf – Sankt Michaelisdonn – Brunsbüttel

Heute will eine Wolke nicht, dass wir das Zelt trocken einpacken können. Mit etwas Nachhelfen ist es aber nur noch leicht feucht. Der Radweg ist zwar eigentlich gut beschildert, nur verpassen wir irgendwie ein Schild und fahren so einen Bogen in der endlosen Weite von Viehweiden und Ackerflächen.

Heute haben wir mehr als nur ein Schwein. Wir kommen gerade in Heide an und können unter einem Dach unterstehen, da leert sich der graue Himmel. Später in Brunsbüttel schüttet es, als wir beim einkaufen sind und noch einmal später steht unser Zelt und alles ist im Trockenen, als es wieder regnet. Wir glücklichen.

Sonnenenergie und Windenergie heute – Im Hintergrund ensteht ein neues Windkraftwerk

In Heide müssen wir in einem Fahrradshop vorbei, da unerwartet gestern Abend der Kilometerzähler von Matthias von uns gegangen ist. Der neue ist gekauft und wird, infolge Regen heute Abend, vermutlich morgen oder übermorgen montiert. Bis dahin glauben wir dem Navi, was die Distanz angeht (bisher hat es ziemlich genau gestimmt) und schauen etwas auf die Uhr, um die Fahrzeiten zu berechnen.

Windenergie von früher – schön hergerichtet, dreht sie noch und wird auch als Vermählungsort angeboten.

In Meldorf kriegen wir die offizielle Erlaubnis im Innenhof des Landwirtschaftsmuseums an Tisch und Bank unser mitgebrachtes Essen zu konsumieren. Wir sagen herzlichen Dank. Auf der Weiterfahrt versuchen wir nicht jeden Bogen des Radwegs in den nächsten Weiler mitzumachen. Doch dies ist schwieriger als gedacht, denn welches Schild ist jetzt das jenige, welchem wir nicht mehr folgen sollten? So fahren wir einmal zu weit dem Radweg nach und einmal verpassen wir ihn, als er wieder zurück kommt. Schlussendlich haben wir es zurück an die Elbe geschafft. Das Wasser werden wir erst morgen sehen, denn als es hell war, hat es geregnet. Bei dunkelheit klarte es auf und nun strahlt der Vollmond vom Himmel.

28.9.: Dagebüll – alles dem Deich entlang bis nach dem Arlau Speicherbecken – Halebüll – Husum – Südermarsch – Friedrichstadt

Gerade als der Wecker klingelt, zieht eine kleine Regenwolke vorüber. Doch das Zelt trocknet im warmen Wind wieder, bis wir es zusammenpacken. Wir haben nur einen Schlüssel für das Servicegebäude. Wenn der eine bereits auf der Toilette ist, heisst das für den anderen warten. Da kann es auch einmal dringend werden, bis dann die Schlüsselübergabe stattfindet.

Leuchtturm bei Dagebüll

Heute dominieren wieder 3 Themen. Neben den unzähligen Windrädern und der Hundertschar an Schafen ist heute der Wind das dritte Element. Stark von Südwest blasend bremst er entlang des Deichs ziemlich. Dabei spielt es nicht so eine Rolle, ob vor oder hinter dem Deich gefahren wird. Die ersten 20 km fahren wir vor dem Deich.

Alle 500 m kommt ein Gatter das geöffnet werden muss. Jedes Mal müssen wir absteigen und die Räder durchschieben. Dazwischen Schafe und verschissene Teerstrasse. Irgendwann verleidet uns das Törlihopping. und wir wechseln auf die hintere Seite des Dammes. Hier hat es Viehroste, die wir befahren können, was uns doch ziemlich angenehmer rollen lässt.

Witzig sind die kleinen Bahnen „Dagebüll-Oland-Langeness“ und auf das Nordstrandisch Moor. Bahn kann man es nicht wirklich nennen, kleine zweiachsige Fahrzeuge verkehren auf holprigen Schienen auf das Wattenmeer hinaus. Irgendwohin auf eine Insel. Bei Flut ist dann nur der Damm, die Schienen und rundherum Wasser.

Für den Mittag muss ein Bushäuschen vor Halebüll herhalten. Bänke sind rar und der Wind bläst stark. Im Schutze des Häuschens ist es aber sehr angenehm. Einmal durch Husum durch können wir nun enlich einfach den Wegweisern nachfahren. Die Beschilderung nach Friedrichstadt ist perfekt und die Strasse quer durch Landwirtschaftsland sehr schön. Ebenso die Altstadt von Friedrichstadt. Wirklich hübsch, mit Kopfsteinpflaster…

Aber irgendwie werden wir mit Deutschland nicht so recht warm. Im EDEKA stehen wir an der Kasse, merken dass wir nicht mit Kreditkarte bezahlen können und schliesslich auch internationale EC-Karten nicht akzeptiert werden. Verärgert und mit völligem Unverständnis fährt Matthias zum einzigen Geldautomaten wieder in die Altstadt, um danach unseren Einkauf abschliessen zu können. Auch auf dem Camping wollen sie nur Bargeld annehmen. Wo sind wir nur gelandet. Wir waren schon verwöhnt die letzten Monate, wo wir weder Schwedische noch Dänische Kronen in Bar dabei hatten und in Norwegen deren Kronen kaum wegbrachten. Und das Internet war auch immer inklusive. Hier und gestern müsste man für eine gewisse Zeitdauer bezahlen. Aber unser Zelt steht und die Dusche war schön warm und ohne zusätzliche Münzen.

Da Küche und Aufenthaltsmöglichkeit fehlen, wird mit Benzin gekocht. Beim Essen wird es dunkel. Wir sitzen neben dem Zelt und staunen, wie viel wir sehen, wenn man die Augen sich nur genug lange anpassen lässt. Über uns fliegen Schwärme von Gänsen zu ihrem Nachtlager. Sie sind unsere Weggefährten auf der Reise gegen Süden.