03.9.: Hällendal – Utansjö – Vålånger – Strinningen – Älandsbro – Härnösand – Nyland – Åsäng – Stavreviken – Bergforsparkens Camping

Die Nebensaison macht sich in allem bemerkbar. So würden wir gerne waschen, die Rezeption öffnet aber erst um 15 Uhr und die Waschküche ist geschlossen. So machen wir nach dem Frühstück eine Wanderung zum Aussichtspunkt und weiter zum Hällendaler Pizza-Kiosk. Dort gibts für uns leckeres und vor allem reichlich Mittagessen. Zurück auf dem Camping können wir endlich waschen und die Kleider trocknen im Tumbler. Mit Fahrrad putzen und etwas an der Sonne sitzen geht der Tag schnell vorbei.

Klare Nacht und alles ist feucht. Mit abreiben schaffen wir es, dass das Aussenzelt leicht antrocknet bis wir es verräumen. Die Sonne zeigt sich noch nicht.

In Utansjö schickt uns der Radweg an die Küstenstrasse bis Vålånger. Nassklebriger Sand machen das Vorwärtskommen schwierig. Hätten wir nur etwas genauer auf die Karte geschaut. Denn es gibt eine direktere und geteerte Strasse. Bis  Härnösand kommen wir gut voran. Nach Nyland dann „Belagsarbeiten“. Grober, loser Schotter. Wir brauchen für die 6 km über eine Stunde, teilweise nur schiebend.

Die anschliessende Fahrt nach Åsäng gleicht einer Fahrt über einen schweizer Pass. Mit den strengen Kilometern in den Beinen kraxeln wir die schöne Strasse hoch. Umso mehr geniessen wir danach die über 8 km lange Abfahrt.

Auch hier im Bergforspark ist die Rezeption nicht geöffnet. Am Telefon wird uns erklärt wo wir was finden. Die Küche ist mit Induktionsherd ausgestattet, hat aber keine Pfannen. Für uns heisst das: Wir kochen wieder einmal im Freien mit Benzin. Ganz so idyllisch ist es aber nicht. Neben dem dauernden Lärm der nahen E4, mäht einer mit Motorsense bis um 20 Uhr und die Mücken haben auch sichtlich Freude an uns. Heute verkriechen wir uns deshalb schon früh in unseren Schlafsäcken.

1. September: Friluftbyn Camping – Docksta – Ullanger – Järesta – Gallsätter – Kläpp – Lunde – Ramvik – Snibbens Camping bei Hälledal

Heute ist das Zelt, trotz sehr nassem Boden, knistertrocken. Wir geniessen es, beim Zusammenräumen keine nassen Hände zu erhalten. Doch wie geplant früh los gehen wir nicht. Matthias verplaudert die Zeit mit einem Volunteer des Trail Runs. Kurz nach dem Start kreuzen wir eine Schulreisegruppe. Bei der Vorbeifahrt gibts high five für uns.

Sie könnten es also doch, die Schweden. Von Docksta nach Ullanger fahren wir entlang der E4 alles auf einem schön geteerten Radweg. Nur gerade durch die Siedlungen ist meist Kies, ansonsten perfekter Belag. Nach dem Einkauf ist dann aber Schluss und wir müssen die nächste Umwegschlaufe in Angriff nehmen.

Etwas zu früh machen wir unsere Znüni-Pause. Denn wenig später hätte es in Järesta einen schönen Rastplatz gehabt. Wir machen kurz Halt und werden wieder ins Gespräch verwickelt. Die zwei älteren Schweden haben Freude an unseren Rädern stellen sich davor und fotografieren sich damit.

Fürs Zmittag in Gallsätter muss wieder einmal ein Bushäuschen herhalten, denn der Wind bläst kalt. Unterschied zu früheren Pausen in Bushäuschen: Hier kommen Busse.

Da im Inernet empfohlen wird mit dem Fahrrad nicht über die neue Högan Kuste Brücke zu fahren,  nehmen wir auch hier einen Umweg über Lunde und die alten Brücken in Kauf.

Dass die Strasse 332 ab Klapp gesperrt ist und der Verkehr über Lugnvik umgeleitet wird wollen wir nicht einfach so hinnehmen, ignorieren die 3 Sperren und kommen ohne Probleme durch. Etwas gespenstisch wirkt die ausgestorbene, zum Teil dreispurige Strasse schon. Auf den letzten 300 Metern führt die Strasse über eine Brücke. Vermutlich ist diese der Grund der Sperre. Netze scheinen irgendwas unter der Brücke zu sichern. Aber von Arbeiten sieht man nichts.

Blick zurück auf die gesperrte Brücke.

Wir haben den Camping ausgesucht, weil er ein Restaurant, einen kleinen Laden und eine Waschmaschine hat. Von diesen 3 Dingen kann man aber vermutlich nur die Waschmaschine brauchen. Das Restaurant hat genauso Saisonende wie der kleine Laden. Auch Brötchen bestellen kann man nicht mehr. Also wird heute halt selber gekocht. Wir bleiben trotzdem 2 Nächte. Mal sehen ob es morgen in Hälledal etwas zu beissen gibt.

31.8.: Överhörnäs – Sund – Utbysundet – Bjästa – Skulnäs – Östmarkum – Nyland – Friluftbyn Camping vor Docksta

Der Morgen beginnt mit fast trockenem Zelt, aber etwas spät. Irgendwie kommen wir nicht so recht aus dem Schlafsack. Dunkel hängen die Wolken am Himmel. Da in der Küche schon um 7 Uhr rege Mittagessen vorgekocht wird, ziehen wir fürs Frühstück den Tisch auf der Terasse vor.

Wir fahren zuerst auf Radwegen und dann auf schöner Strasse ohne Verkehr. Natürlich machen wir auch heute einige Zusatzkilometer, um nicht auf die E4 zu gelangen. Es klappt, aber mit ziemlichem Aufwand für unsere Beine.

Umwege um dem Verkehr auszuweichen: Blau unsere Route, Dunkelrot die E4 Schnellstrasse.

In Bjästa können wir einkaufen und gönnen uns zum aufwärmen etwas Süsses und ein Heissgetränk. Doch so richtig warm wird es draussen auf dem Bänkli im Wind nicht wirklich. Für das sorgen aber die nachfolgenden Hügel.

Da es zwischendrin fein aber intensiv aus den Wolken pinkelt, wechseln wir auf Regenjacke und Hose. Doch die Hose verschwindet bald wieder in den Packtaschen, denn sie sind viel zu heiss bei dem Chrampf auf der Sandstrasse. Diese ist heute eher in schlechtem Zustand und lässt uns nur langsam vorwärts kommen.

Alles um uns herum scheint nass zu sein. Da bietet sich ein Wildbeobachtungsposten an, um Mittag zu machen. Er ist vermutlich nur für eine Person gedacht, denn wir haben es sehr kuschlig auf dem Bänkli.

Auf dem Camping erfahren wir, dass wir heute bestimmt nicht die einzigen sein werden. Morgen und am Samstag findet hier das Höga Kusten Trail Rennen statt. Jedenfalls treffen bis spät noch Leute ein, die morgen 25 km oder am Samstag 43 km durch die Küstenlandschaft rennen wollen. Wir ziehen unsere Lieger vor und werden auch morgen rollen und nicht rennen.

30.8.: Nordmaling – Olofsfors – Klöse – Holmsjön – Flärke – Gideå – Arnasvall – Överhörnäs am Själevatsfjärden

Das Aussenzelt trieft vor Feuchtigkeit und auch das Innenzelt ist heute im Dach feucht. Es war eine sehr kühle und klare Nacht und das ist die Folge davon. Bei der Abfahrt erhalten wir von einem dänischen Paar zwei frische Brötchen geschenkt. Die Frau hat sie in ihrem Wohnwagen gebacken. Wir bedanken uns und freuen uns schon auf die Pause.

Auch heute ist der Weg, den wir machen, dem Umfahren der E4 geschuldet. Weit geht es ins Landesinnere, hoch bis wir auf Skilifte treffen. Auch heute fahren wir wieder auf Sandstrasse. Sobald die Strasse von Teer auf Sand wechselt, werden die Hügel dichter und steiler. Zudem ist die Strasse ziemlich feucht und klebt richtig an den Reifen. Zum Glück haben wir wenig Verkehr, sind lange Zeiten ganz alleine für uns. Kaum sind wir einmal in etwas besiedeltem Gebiet, laufen uns zwei Rehe über den Weg.

Bei Petra ist der Rückspiegel abgebrochen. Auch hier kommt das bewährte Silbertape zum Einsatz. Bis auf Weiteres hat der Spiegel nun eine feste Einstellung und hält mit Tape.

Schön zur Mittagszeit haben sie uns Tisch und Bank mit Dach hingestellt. Wir sagen Danke und geniessen die Brötchen und Reste von gestern. Aktuell fahren wir eine kleine Flasche „Apelsin Saft“ mit. Eigentlich wollten wir O-Saft kaufen, doch beim ersten Schluck wird der Irrtum schnell klar. Wir haben Konzentrat gekauft, das für 4 Liter Saft reicht. Da werden wir noch eine Weile daran trinken.

Wir haben Glück, trotz starker Bewölkung regnet es bei uns nie. Aber auch wenn wir mit Windstopper fahren ist T-Shirt und kurze Hosen heute hart an der Grenze. Es ist ziemlich kühl. Der Camping am See ist sehr schön und modern. Doch wie schon letzte Nach lärmt die E4 im Hintergrund.

29.8.: Umeå – Stöcksjö – Norrmhöle – Sörmjöle – Hörnefors – Nordmaling

Es leert in der Nacht vom Himmel, was es kann. Rund um uns herum entsteht ein See in der Wiese. Der Standplatz unseres Zeltes ist top, wir bleiben trocken und schwimmen nicht davon. Anders sieht es beim deutschen Nachbarn aus, der im Auto schläft. Er muss zuerst das Auto umparkieren, bevor er aussteigen kann.

Beim Aufräumen im Zelt hört es auf zu regnen. Doch irgendwie kommen wir heute nicht vorwärts. Wir frühstücken lange und plaudern mit Fredy, dem belgischen Radfahrer. Erst nach 9:30 Uhr fahren wir los und als wir später im Stadtzentrum den Einkauf erledigt haben, ist es bereits 11 Uhr. Noch liegen knapp 70 km vor uns.

Schön führt uns der Radweg aus der Stadt. Zwar finden wir die Schilder erst ausserhalb, müssen aber nie auf der Strasse fahren, so gut ausgebaut ist die Veloinfrastruktur. Bald ist es so warm, dass wir im T-Shirt fahren können. Keine Ahnung, wann dies das letzte Mal der Fall war.

Die E4 und die Eisenbahn verlaufen gerade hinter der Küstenlinie. Wir folgen dem Radweg über kleinere Strassen und nehmen so jeden Hügel und jedes Dorf mit. Das gibt, wie schon in Norwegen, viele Kilometer, ohne wirklich weit zu kommen. Aber schön sind sie, die kleinen Strassen durch hübsche Dörfer und Wälder. Teilweise sind es Sandstrassen mit Löchern in Grösse der Strassenbreite. Aber wir finden immer einen Weg, um nicht hindurch fahren zu müssen.

In Normaling treffen wir nun wieder ans Meer. Das andere Meer, wie Petra es nennt. Der Camping hat alles was wir brauchen. Nur der Kochherd ist etwas speziell. Man muss den Backofen laufen lassen, damit die Herdplatten funktionieren. Im Gespräch mit einem schwedischen Camper erfahren wir, dass es dieses Jahr viele Pfifferlinge zu finden gibt und dass auch die Schweden ihre Kühe im Sommer auf die Alp schicken. Sie nennen das „ins Chalet gehen“.

Wieder am Meer – Sonnenuntergang auf dem Campingplatz

28.8.: Åmsele – Hällnäs – Vindeln – Hattingen – Umeå

Ein strahlend blauer Himmel begrüsst uns beim Aufstehen. Wir geniessen ein ausgiebiges Frühstück und die Kleider werden in der Waschmaschine wieder sauber. Der stürmische Wind sorgt dafür, dass wir die Wäsche kurz nach dem Aufhängen wieder trocken abnehmen können. Fürs draussen sein ist er aber zu kalt, weshalb wir das Sofa im gemütlichen Häuschen vorziehen. Der Laden im Dorf hat am Sonntag zwei Stunden geöffnet. Wir nutzen dieses Zeitfenster, um für den nächsten Tag einzukaufen. Und heute muss noch das Büro erledigt werden, schliesslich ist bald Ende Monat und die Zahlungen machen sich nicht von selbst. Beim Eindunkeln regnet es.

Nach einer regnerischen Nacht auf der Luftmatratze (die Matratze im Bett ist so weich, dass die Hüfte auf dem Rost aufliegt) beginnt der Tag grau. Nur einzelne Tropfen erreichen uns bei den ersten Kilometern, danach reisst die Wolkendecke zunehmends auf und die Sonne lacht uns ins Gesicht. Wir kommen sehr gut voran, denn heute vernichten wir die letzten Höhenmeter bis ans Meer.

In Vindeln gibts Mittagsrast im kleinen, schönen Park in der Ortsmitte. Während wir uns stärken spielt eine Gruppe Senioren Betangue. Die einen können besser Kugel werfen als gehen.

Am Nachmittag wird dann die Wolkendecke wieder immer dicker und für die letzten 20 km fahren wir in einem doofen gepinkel. Die Hosen trocknen fortlaufend wieder auf den Oberschenkeln, doch wir sind irgendwann trotzdem nass und müssen die Regenkleider montieren. So kommen wir bis nach Umeå auf den Camping und können das Zelt aufstellen, bevor der Regen so richtig loslässt.

In der Gästeküche treffen wir auf eine schwedische Studentin, die heute den ersten Semestertag hatte und noch keine Bleibe gefunden hat, einen deutschen Senior und einen Belgier. Letzterer ist pensioniert und radelt durch die Welt. Das einzige, was klar zu sein scheint ist, dass er nicht mehr zurück nach Belgien will, alles andere ist offen. Wir haben einen lustigen, langen Abend und erzählen einander unsere Geschichten. Zurück im Zelt prasselt der Regen nur so nieder. Der Wetterbericht hat für morgen trocken gemeldet. Wir hoffen, dass er recht behält.

26.8.: Gargnäs – Björksele – Rusksele – Åmsele

Durch den Wind in der Nacht können wir heute Morgen das Zelt trocken einpacken. Derselbe Wind kommt aber sehr kalt daher, weshalb wir uns für das Frühstück auf der gedeckten Terrasse dick einpacken.

Heute stimmt einfach alles:

  • Das Wetter: Die Bewölkung löst sich beinahe auf. Gegen Mittag folgt eine Wolkendecke, sie sich wiederum ganz auflöst und eine klare Nacht verspricht. Und es ist sehr angenehm warm, wenn auch nicht T-Shirt-Wetter.
  • Die Strasse: Kurz nach Gargnäs kommen wir auf die 363. Sie führt alles dem Vindelälven entlang. Die Steigungen sehr moderat und leicht zu fahren.
  • Der Verkehr: Wenn wir in der Stunde 10 Autos begegnet sind, ist das viel. Meist waren wir ganz für uns alleine. Dann war es wirklich still und man hörte nur die Fahrgeräusche des eigenen Liegers. Und einmal huschte ein Fuchs vor uns in den Wald.
  • Die Routenwahl: Mit dem Gelernten von gestern im Gepäck entscheiden wir uns während der Fahrt, nicht nach Lycksele zu fahren, wie wir das geplant hatten, sondern alles dem Vindelälven zu folgen und statt dem steilen Auf und Ab lieber etwas mehr Kilometer zu machen.
  • Der Mittagsplatz: Gerade um die Mittagszeit kommen wir an einem schönen Rastplatz am Fluss vorbei. Das lassen wir uns natürlich nicht nehmen. Sogar ein kurzer Mittagsschlaf liegt drin.

Unterwegs machen wir zweimal Halt, um uns die Stromschnellen des Flusses anzusehen. Und in Rusksele können wir gerade in unserer 75 km-Pause noch den Einkauf erledigen, bevor der Laden um 16 Uhr schliesst.

Kurz nach 19 Uhr kommen wir nach 120 km wunderschöner Fahrt auf dem Camping in Åmsele an und werden in breitestem Lichtensteiner Dialekt begrüsst. Nach langem plaudern gönnen wir uns die nächsten zwei Nächte eine Hütte. Mindestens 3x so gross wie die letzte, mit Küche und Toilette ist sie aber nicht so teuer wie das letzte Gartenhaus, das wir hatten. Und Waschmaschine , Minigolf und Sauna sind auch inklusive. So unterscheiden sich die Preisgestaltungen der Campingplätze.

Müde gehen wir heute ins Bett und schlafen morgen erst einmal aus. Die bisher längste Etappe war auch eine der schnellsten bisher. Mit Gegenwind, aber auch mit mehr Abwärts als Aufwärts – wir fahren ja Richtung Meer.

25.8.: Arjeplog – Slagnäs – Gargnäs

Bevor wir aus Arjeplog fahren, müssen wir noch einkaufen. Danach verlassen wir den Ort und die Strasse 95 und biegen Richtung Slagnäs ab. Die Wahl dieser Strasse ist genau richig. Über lange Strecken sind wir komplett alleine. Sanft verläuft die Strasse entlang von Hügelketten.

Auch heute hängen die schwarzen Wolken drohend am Himmel. Wir bleiben aber sehr lange trocken, da uns wieder ein „blaues Loch“ begleitet. Eigentlich hätten wir ein ganz schönes Plätzchen am Badestrand von Slagnäs für den Mittagsrast, dieser wird aber auf das nötige gekürzt, um der Regenwolke zu entgehen.

Wie schlecht wir die Etappe vorbereitet haben, zeigt sich, als wir etwas überrascht auf eine Sandstrasse einbiegen. Dies hätte man bei der Planung sehen können. So werden die letzen 30 km noch strenger. Zudem zeigen die Schweden, dass sie auch steile Strassen bauen können. Kaum auf die Sandstrasse eingebogen beginnt es auch noch zu regnen. Wir können dem Regen zwar halbwegs davon fahren, doch er sitzt uns im Nacken. Zusammen mit dem ständigen, steilen Auf und Ab und dem bremsenden nassen Sandbelag trägt dies nicht gerade zur guten Stimmung bei. Wir haben wieder zwei Dinge gelernt. Wir müssen genauer auf die Strassenart schauen und das über die ganze Etappe. Zudem ist Vorsicht geboten, wenn wir quer zu den grösseren Strassen fahren. Denn da gehts über die Hügel.

Heute ist der Tag der Pilze. Petra würde am liebsten entlang der Strasse schlendern und alle Pilze begutachten. Wir haben es trotzdem einigermassen beizeiten ans Ziel geschafft. Bei der Anmeldung auf dem Trollforsen Camping riecht es aus der Küche lecker nach Pizza. Aus diesem Grund sagen wir nicht nein, als der Gastgeber uns fragt, ob wir auch noch Essen kommen wollen. 1 Stunde später steht das Zelt und wir sitzen frisch geduscht im kleinen Restaurant. Morgen gibts nochmal eine lange Distanz und wie heute gehen die letzten Kilometer quer zu den Tälern. Unterschied zu heute: Wir wissen es jetzt schon.

24.8.: Camp Polcirkeln – Jäckvik – Arjeplog

Auch heute ist der Himmel bedeckt, als wir aufstehen. Kurz nach 8 Uhr sind wir fahrbereit und machen uns auf den Weg.

Das Wetter spielt heute wieder einmal Katz und Maus mit uns. Als es das erste Mal zu regnen beginnt, halten wir an, montieren Regenhose und -jacke und fahren weiter. Keine 2 km später ist die Strasse trocken und wir vergehen fast in den Regenklamotten. Beim zweiten Mal lassen wir uns nicht so leicht einschüchtern, durchfahren das kurze Nass und lassen während der Weiterfahrt die Kleider danach an der Sonne wieder trocknen.

Dass uns Wohnmobil- und Autofahrer bei der Vorbeifahrt zuwinken, sind wir uns schon gewohnt. In der Nordkapregion haben uns sogar die Motorradfahrer gegrüsst. Heute kreuzt uns einer der vielen Lastwagen, hupt kurz und winkt eifrig. Wir freuen uns und winken zurück.

Wir kommen sehr gut voran, weshalb wir uns nach dem Einkauf in Jäckvik entscheiden, die morgige Etappe gleich noch anzuhängen. Wir fahren an der Herberge mit Zeltmöglichkeit vorbei und werden keinen Kilometer später total verregnet. Es reicht gerade noch, um die Regenjacke zu montieren. Bei einem kleinen Hüttchen suchen wir etwas Schutz, doch hier im Norden hat es kaum Vordächer an den Häusern. Sobald das gröbste vorbei ist, fahren wir weiter. Nass sind wir ja schon. Nach einem weiteren Gutsch vom Himmel haben wir es zum Glück ausser Reichweite dieser Wolke geschafft und wieder trocknen die Kleider an der Sonne.

Das Mittagessen fällt eher kurz aus, da die schwarzen Wolken immer näher kommen. Wir durchfahren eine sehr schöne Seelandschaft, müssen uns jedoch etwas selber motivieren, diese auch zu geniessen und nicht nur den Fokus auf all die schwarzen Wolken um uns herum zu haben. Bei einer Pause steht ein Auto mit Anhänger und laufendem Motor am Strassenrand. Beim genaueren Hinschauen sehen wir, dass der Hänger auf dem Wagenheber steht und ein Rad fehlt. Wer weiss wie lange der schon mit laufendem Motor dort steht und auf ein neues Rad wartet. Bei uns löst das nur Kopfschütteln aus.

Mit geschicktem Pause machen und viel Glück kommen wir trocken ans Ziel. Hier können wir die müden Muskeln in der Sauna entspannen, kochen uns etwas leckeres und kommen dennoch beizeiten ins Bett. So schnell sind wir noch nie über 100 km mit knapp 600 Höhenmetern gefahren.

23.8.: Saltdal – Junkerdal – Grenze – Passhöhe – Polarkreis

Beim Blick aus dem Hüttchen bietet sich das gleiche Bild wie die letzten zwei Tage. Nur ein Unterschied, es regnet nicht. Noch etwas verschlafen (die Betten waren wirklich nicht der Hit) sind wir um 7 Uhr unterwegs. Und schon steht die erste Entscheidung an: Tunnel oder nicht. Die Strasse hat aktuell kaum Verkehr, trotzdem entscheiden wir uns, dem Radweg über die alte Strasse zu folgen. Schnell gewinnen wir an Höhe und kommen auch ein erstes Mal in die Wolken, bevor es ins Junkertal herunter geht.

Die Befürchtungen, es könne auf der 77 resp. später 95 viel Verkehr haben, werden zum Glück nicht bestätigt. Wir haben lange Phasen die ganze Strasse für uns. Selten fahren LKW vorbei oder es kreuzen Wohnmobile. Ein richtiger Genuss.

Etwas weniger Glück haben wir in Bezug auf Möglichkeiten etwas warmes zu trinken. Das Turistsenter Junkerdal fällt beinahe auseinander. Schon am Wegweisschild sind Restaurant etc. durchgestrichen. Später folgt ein Schild, das ein Cafe in 1 km Entfernung anpreist, wieder nichts, denn nach 1 km kommt bloss die Abzweigung auf eine steile Sandstrasse und noch weitere 2 km bis zum eventuell geöffneten Cafe. Wir lassen es bleiben und kurbeln uns langsam aber kontinuierlich auf die 740 m.ü.M. hoch.

Dazwischen machen wir einmal Halt an einem Parkplatz wo der Bach so richtig grollt. Wenige Meter entlang eines Pfades offenbaren die tobenden Wassermassen. Die Brücke, mit dem Hinweis es dürfe nur eine Person auf ihr stehen, sieht abenteuerlich aus. Aber sie hat gehalten.

Heute erreichen wir drei Ziele. Als erstes überqueren wir die Landesgrenze. Das Kapitel Norwegen ist für diese Tour abgeschlossen. Wir werden sicher einmal wieder kommen, vermutlich dann aber nicht mit dem Fahrrad. Als zweites passieren wir den aktuell höchsten Punkt seit Beginn unserer Reise. Der Pass ist mit moderater Steigung angenehm zu fahren und die Abfahrt danach umso schöner. Und als drittes schlafen wir heute wieder auf dem Polarkreis. Dies gibt uns das Gefühl, in den Süden zu kommen.

Ein anderes Gefühl, nämlich das direkt in den Herbst gefahren zu sein, bringt uns der farbige Birkenwald auf der Schwedischen Seite. 1 km vor dem Ziel will eine Wolke uns noch nasspinkeln. Ansonsten hatten wir heute Wetterglück. Der Camp Polcirkeln ist eigentlich ein reiner Wohnwagenstellplatz. Für uns machen sie eine Ausnahme nachdem Matthias seinen traurigen Hundeblick ausgepackt hat. So kommen wir in den Genuss von schöner Küche und warmer Dusche. Eine weitere Freude: hier können wir einkaufen und wieder selber kochen.