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27.9.: Ribe – Egebæk-Hviding – Brøns – Husum-Ballum – Højer – Grenze – Klanxbüll – Emmelsbüll – Neugalmsbüll – Dagebüll

Wir schauen, dass wir gleich um 8 Uhr auschecken können und sind so schon früh mitten in Ribe. Wir haben von Doris zwei Fotos von Ribe im Jahr 1985 erhalten, Anreiz für uns, die Orte in der schönen Altstadt zu suchen. Wir haben sie gefunden und noch viele weitere schöne Häuser gesehen und Gässchen durchfahren. Echt schön.

Das erste Stück nehmen wir den Radweg entlang der direkten Strasse gegen Süden. So kommen wir bequem vorwärts und können in Hviding noch einkaufen. Ab Brøns folgen wir dann wieder der Westküsten-Route. Die Sonne scheint milchig vom Himmel und der Gegenwind ist warm. Knapp T-Shirt-Wetter.

Heute ist definitiv der Tag der Windräder und der Schafe. Dies macht auch der schön bemalte Elektroverteilter deutlich. Letzere bieten uns eine etwas unangenehme Fahrt. Verwöhnt vom Deichradweg gestern sind wir etwas schockiert über den Zustand des Abschnitts von der Hauptstrasse Richtung Rømø bis nach Hjerpsted. Holpriger, alter Teerbelag, der auf gewissen Abschnitten so von Schafkot bedeckt ist, dass ein Ausweichen unmöglich ist und die immer wieder folgenden Viehsperren mit engem Durchgang über Querrohrbrücken machen ein Vorwärtskommen schwierig.

Eine Belohnung ist später das Dorf Højer, so quasi als versöhnlicher Abschluss unserer Dänemark-Strecke ist das letzte Dorf vor der Grenze wirklich hübsch. Danach folgen wir der Grenzroute geradewegs zur deutschen Grenze. Drei Monate und 19 Tage nachdem wir Deutschland bei Travemünde verlassen haben, erreichen wir es heute wieder. Ein tolles Gefühl und das Zuhause rückt dabei in greifbare Nähe.

Ab der Grenze wird das Navigieren schwierig. Einmal fehlen Wegweiser, das andere Mal führt ein Weg uns im Kakao herum. Sowas ist uns in den letzten Monaten nicht passiert, wo es meist nur eine Strasse gab. Etwas anderes befremdete uns ziemlich. Angekommen auf dem Camping müssen wir als erstes 20 Euro in bar hinterlegen, um den Schlüssel für die Toiletten zu erhalten. Nach 3 Monaten ohne Bargeld können wir dazu nur den Kopf schütteln. Später in der Küche müssen wir an der Reception zuerst für 1 Euro Jetons holen, um kochen zu können. Gegessen wird auf einer Bank vor dem Haus. Sitzgelegenheiten mit Tisch sucht man vergebens. Irgendwie fühlen wir uns noch nicht so willkommen und wünschen uns die komfortablen Küchen und Aufenthaltsräume des Nordens zurück.

26.9.: Vejers Strand – Hjerting – Esbjerg – Sneum Slusevej – Vilslev – Farup Kirkeby – Ribe

Wir gehen den Ruhetag gemütlich mit ausgiebigem Frühstück an. Endlich finden wir wieder gutes, knuspriges Brot im Laden und Gipfeli gibts im Campingshop auch noch. Währenddessen wird unsere Wäsche wieder sauber. Später gibt es einen Spaziergang durch die Dünen an den Strand. Sogar die Möven müssen sich gegen den Wind legen, um nicht umgeblasen zu werden. Nachdem die Füsse wieder vom Sand befreit sind, kriegen unsere Eselchen noch eine Fellpflege und die hinteren Bremsbeläge sind nach knapp 7’500 km durch und werden ersetzt. Dabei muss auch gleich das Bremskabel ersetzt werden, das recht verhockt ist. Zum Glück geht auch das Ersatzkabel mit dem falschen Kopf. Mit einem Glas Wein und Tiefkühlpizza schliessen wir diesen Tag ab.

Die letzten zwei Nächte haben die Hirsche alles gegeben. Zuerst fragten wir uns, ob im angrenzenden Militärgebiet Dinos gehalten werden. Die Brunftzeit scheint voll im Gange zu sein.

Der Wind ist etwas zu schwach in der Nacht, respektive hat ganz ausgesetzt. Das Aussenzelt tropft in der Folge am Morgen nach einer weiteren sternenklaren Nacht. Heute kommen wir nicht so schnell in die Gänge. So fahren wir nach dem Einkauf im super Camping-Lädeli erst gegen 9:30 Uhr ab. Da wir heute eher gegen Südosten fahren hat auch der Wind gedreht, dass er wiederum von vorne kommt. Der macht das mit Absicht, da sind wir überzeugt davon. Solange er so angenehmes und trockenes Wetter bringt, kann er weiter gegen uns blasen. Es ist wirklich schön angenehm warm, wir können sogar kurzärmlig fahren.

Bereits in der Nacht hört man neben den Hirschen auch Motorenlärm. Bei der Fahrt durch das Militärgebiet treffen wir dann auf eine Panzerburg. Neben jedem Panzer stehen diverse Zelte, Soldaten stehen Wache und die Nebenstrassen sind ziemlich morastig verfahren. Die armen, haben so ein grosses Übungsgelände, müssen aber an der einzigen öffentlichen Strasse campieren.

Uns ärgert heute Matthias Hinterreifen. Immer wieder hören wir ein regelmässiges „dig…dig…dig…dig“ bei der Fahrt. Immer wieder kontrollieren wir die Reifen auf Glas, Draht oder sonstige eingearbeitete Splitter. Nichts. Wir können nur hoffen, dass der Verursacher des Geräuschs schliesslich weg ist.

Unterschiedlicher könnte die Landschaft gegenüber vorgestern nicht sein. Kühe, Schweine und Pferde stehen auf saftig grünen (oder nicht mehr so grünen) Weiden, Schafe weiden auf dem Deich, dem der Radweg folgt. Viele kleine Weiler mit grossen Höfen. Ebensoviele Schilder am Strassenrand, die Häuser oder ganze Höfe zum Kauf anbieten. Mittagessen gibt es bei einem der unzähligen Schelter. Die Unterstände sind über das ganze Land verteilt und in einer Karte verzeichnet. Meist mit WC und Frischwasser dienen sie Radfahrern und Wanderern als Schlafplatz. Echt eine tolle Sache und alle Schelter, die wir bis jetzt gesehen haben, sind sehr sauber.

Auf dem Camping vor Ribe müssen wir wieder am Automaten einchecken und dürfen morgen erst um 8 Uhr los, weil wir an der Reception auschecken müssen. Dafür geniessen wir die schönen, modernen und sehr grosszügigen Einrichtungen von Dusche über Küche bis Aufenthaltsraum.

24.9.: Söndervig – Lingvig Fyr – Hvide Sande – Nymindegab – Henne – Vejers Strand

Der Wind bläst konstant stark, was uns ein trockenes Zelt beschert. Fürs Frühstück sitzen wir vor der Küche am Tisch und geniessen die ersten Sonnenstrahlen. Später wird die Sonne von einem grauen Wolkendeckel verdeckt.

Der Radweg Nr. 1, kombiniert mit der Eurovelo Route 12 führt voll durch die Dünen. Fürs Auge  wunderschön, für die Muskeln etwas anspruchsvoller als der Strasse entlang. Kiesweg die meiste Zeit und ein Auf und Ab mal links, mal rechts. Noch viel anspruchsvoller ist der Wind heute. Stark aus Süd oder Südwest blasend haben wir ihn immer im Gesicht und um die Ohren einen Lärm.

Bereits nach 8 Kilometer gibts die erste Pause. Denn hier steht der Leuchtturm von Lingvig. Mit Jahrgang 1906 der jüngste und mit 38 Metern Höhe der höchste Leuchtturm in Dänemark. Wir lassen es uns nicht nehmen, ihn zu besichtigen und steigen ganz nach oben, bis zur Linse. Neben interessanten Einblicken in die Geschichte und Technik des Leuchtturms bietet der Balkon ganz oben auch eine umwerfende Aussicht. Wir geniessen sie lange, bevor wir wieder durch die kleine Luke hinab steigen.

Im Spar in Hvide Sande wird eingekauft und dann gehts zuerst etwas auf dem Radweg der Strasse entlang, bevor wir wieder auf den Dünenweg einbiegen. Auch heute bleiben wir nicht ganz trocken. So will ein dunkles Wolkenband entlang der Küste um die Mittagszeit immer wieder Wasser los werden. Zum Glück nur wenig, so dass wir immer wieder trocknen und am Mittag die Sonne für uns scheint.

In einem Waldstück nach Nymindegab kommt uns auf einmal ein Konvoi aus Militärfahrzeugen entgegen. Sie biegen vor uns zwar links ab, irgendwie kommt der Tross aber ins Stocken und wir müssen warten bis Panzer und Begleitwagen weitergefahren sind. Danach gleicht die Strasse einem Acker nach dem Pflügen.

Nach 18 Uhr sind wir auf dem Camping Vejers Strand. Die Reception hat bereits geschlossen, deshalb versuchen wir uns an dem Self-Check-In-Automaten. Es hat funktioniert. Unser Zelt steht mitten in den Dünen im Wind und wir sitzen hundemüde und mit glühenden Gesichtern in der grossen Gemeinschaftsküche.

23.9.: Sunds – Vildbjerg – Ørnhøj – Torsted – Tim – Stadil – Søndervig

Auch heute erwachen wir mit dem Geräusch des Regens auf dem Zeltdach. Und was gestern geklappt hat, wird heute auch nochmal angewendet. Noch einmal drehen und etwas weiter dösen. Heute sind wir aber schon beim Frühstück in der Küche, als es endlich aufhört zu regnen und wir das Zelt abbauen können.

Wir haben es nicht ganz so schön wie gestern, wo wir einfach dem Radweg nach fahren konnten. Irgendwie will keine Radroute einfach direkt gegen Westen fahren. So folgen wir wieder einmal dem Strich auf dem Navi. Anfänglich bedeutet das etwas mehr Verkehr bis Ørnhøj, doch danach kommen wir auf kleinere Strassen und wir sind teilweise fast für uns. Wo wir können brauchen wir die Radweginfrastruktur. Wir fahren heute durch Petras Traumland. Überall Kartoffelfelder und grosse Koppeln mit Pferden und Ponys. Zudem wird es wieder flacher. Auch sonst ist die Landschaft heute wunderschön und wir können sie sogar von einem Hügel aus bestaunen.

Etwas spät finden wir einen Platz für den Mittagsrast bei einem etwas in die Jahre gekommenen Spielplatz in Torsted. Kaum die Packtasche geöffnet beginnt es zu regnen. Zum Glück für uns stehen da dichte Tannen, die uns vor diesem und einem späteren Regenguss schützen. Wir kommen auch nach dem Rast nicht sehr weit. Schon kommt die nächste Nässe vom Himmel. Schnell reagiert, schaffen wir es unter die Bäume einer Einfahrt und bleiben einigermassen trocken.

Die schwarze Wand, der wir entgegen fahren, bringt aber mehr Regen. Fünf Minuten bevor der Himmel sich leert kommen wir in Tim beim Supermarkt an. Wir entscheiden uns, Bank und Dach zu nutzen, bis das ganze vorbeigezogen ist. So kommen wir zu 45 Minuten Pause. Wären wir weiter gefahren, es hätte eine nasse Sache gegeben.

Zum Schluss plagt uns eigentlich nur noch der Gegenwind, der böig und stark vom Meer her bläst. Doch dies ist ja noch gar kein Wind, werden wir an der Reception des Campings in Søndervig aufgeklärt. Unser Zelt steht heute trotzdem sturmsicher. Wir sind froh, auch heute einen windstillen und geheizten Platz zum Essen zu haben. Man könnte meinen, wir seien schon in Deutschland angekommen, so viele Autos mit deutschen Kennzeichen die herumfahren, seit wir an die Westküste gekommen sind.

22.9.: Bramslev Camping – Valsgård – Hobro – Hvornum – Rødding – Viborg – Skelhøje – Karup – Sunds

Das Geräusch des Weckers mischt sich unter das Prasseln des Regens. Die ganze Nacht hat es ziemlich geregnet. Irgendwie motiviert uns das nicht zum Aufstehen und wir bleiben noch etwas liegen. Das lohnt sich, denn beim zusammenräumen im Zelt hört es auf zu regenen.

Nach Hobro kommen wir wieder auf den EuroVelo 3. Und prompt landen wir im See. Oder zumindest in zwei riesigen Pfützen auf dem Weg, der die beiden Seen voneinander trennen sollte. Matthias Versuch den ersten Teil zu durchfahren gelingt nur mit Mühe und so wählen wir für den Rest das Kneipen im kalten Wasser.

Die Füsse wieder in den warmen Socken und etwas weiter gefahren müssten wir eigentlich auf das Mountainbike wechseln. Beim Durchqueren des Baches bleibt Petra stecken und muss dann doch noch mit den Schuhen ins Wasser stehen. Anschliessend müssen wir die Räder ein ganzes Stück durch den Wald schieben, da der Singletrail einfach nicht fahrbar ist.

Heute haben wir für das Mittagessen Glück. Kurz vor Viborg finden wir einen Spielplatz mit gedeckten Sitzmöglichkeiten. Wir geniessen es inklusive kurzem Nickerchen. Erst als wir wieder auf die Lieger sitzen, wirft der Himmel einige Tropfen ab.

Der zweite Teil des Tages ist ein richtiger Genuss. Zuerst durch den Park am Ufer des Søndersø bei Viborg, danach gehts auf den Eisenbahndamm. Von hier aus folgen wir einer ehemaligen Bahnlinie nach Herning. Das bedeutet für uns knapp 40 Kilometer geteerter Radweg vom Feinsten. Wäre nicht der ständige Gegenwind, es wäre wie fliegen. Und dann sind da noch die schwarzen Wolken, die uns immer mal wieder Nässe schicken und uns einen Halt unter einem Baum der in einem Tunnel bescheren.

Der heutige Camping ist eigentlich ein Wohnwagenstellplatz mit Zeltmöglichkeit. Buchen kann man aber nur Wohnmobilstellplätze, weshalb unser Zelt nun auf so einem Wiesli neben dem grossen Parkplatz steht. Die Velos wirken darauf etwas verloren. Das Servicegebäude hat alles was wir brauchen und so entsteht dieser Text am Tisch in der Küche, während es draussen bereits wieder stockdunkel ist.

21.9.: Asaa – Hou – Hals – (Fähre) – Egense – Dokkedal – Baelum – Veddum – Visborg – Hadsund – Oue – Bramslev Camping bei Valsgard

Die Nacht war richtig warm. Am Morgen rauschen die Bäume immer noch doch das Zelt ist trocken und die Sonne geht über dem Meer auf als wir aufstehen. Nach dem Frühstück werfen wir uns in den Wind, der stark und böig aus Südost bläst.

Fähre Hals – Egense

Der Radweg führt zuerst schön der Küste entlang. Vorbei an grossen Höfen und hübschen Häusern. Immer wieder steht eines zum Verkauf. Das eine oder andere würde uns noch gefallen. Bei Hals bleibt gerade so viel Zeit, dass wir die Tickets für die Überfahrt mit der Fähre kaufen können, dann ist diese auch schon da und wir sind im Nu am anderen Ufer. Etwas weiter liegt Egense, wo wir einen Luxus-Znüniplatz finden.

Bei Dokkedal führt der Radweg weg von der Küste und durch das Naturreservat Lille Vildmos. Man wird auf Tafeln über das Verhalten bei einer Elchbegegnung informiert, doch sehen tun wir keinen. Ab Baelum biegen wir wieder auf einen Radweg ein, der uns ab von der Strasse bis nach Hadsund führt. Hier wird eingekauft. Bei der Weiterfahrt werden wir von Frauen vor der Fahrt auf der Hauptstrasse gewarnt. Fahren tun wir sie trotzdem und müssen schmunzeln. Wir wären einige Male um so wenig Verkehr froh gewesen in den letzten Monaten.

Um den Mittag dreht der Wind und kommt nun aus Südwest. Gleichzeitig ziehen schwarze Wolken auf, die ab und zu einige Tropfen abwerfen. Ab Oue führt der Radweg wieder ans Wasser, was mit Auf und Ab und Kiesweg verbunden ist und nach so einem Gegenwindtag unsere Kräfte fordern. Der Camping ist schön, wir wissen zwar nicht, wo wir unser Zelt aufstellen müssten. Wo wir es aufstellen wollen aber schon, möglichst nahe am Servicegebäude. Wir können im grossen Gemeinschaftszelt unser Znacht essen. Beim schreiben dieser Zeilen prasselt dann der Regen auf unser Zeltdach. Wir sind froh, hat es sich so lange zurückgehalten.

20.9.: Göteborg – (Fähre) – Frederikshavn – Sæby – Voerså – Asaa

Früh klingelt der Wecker. Wir wollen bei Beginn des Frühstücks um 6:30 Uhr die Räder gepackt haben. Gut eine Stunde danach sitzen wir auf den Liegern und fräsen mit all den anderen Velopendlern auf dem schönen Radweg Richtung Dänemark-Quai. Wir werden sehr zuvorkommend behandelt. Zum warten wird uns eine Reihe zugeteilt, die unter einem Dach ist. Es regnet zwar nicht, aber bei dem grau verhangenen Himmel könnte es jederzeit einen Schauer geben. Als erste, vor allen Brummis, fahren wir auf das leere LKW-Deck und zurren unsere Räder mit Gurten fest.

Die gut 3 Stunden Fahrt bis nach Frederikshavn vergehen wie im Flug. Zuerst beobachten wir die Ausfahrt aus Göteborg vom Sonnendeck aus. Es bläst uns beinahe davon, weshalb wir die Schäreninseln dann von innen  bewundern. Ein kurzes Nickerchen und etwas gegessen und schon ist wieder Land in Sicht. Ein weiteres Land erwartet uns. Hallo Dänemark, goodbye Schweden.

Sehr positiv beeindruckt sind wir vom Radweg, der gleich nach der Schiffluke beginnt und weit vor den Autos aus dem Hafenareal auf den regulären Radweg führt. Das nennen wir eine Begrüssung. Nicht ganz so höflich werden wir vom Wetter begrüsst. Stürmisch bläst der Wind aus Süd, Südwest und treibt immer wieder Schauer über das Land. Ganz fein ist der Regen, aber so dicht, dass man in Kürze patschnass ist. In Frederikshavn montieren wir noch die Regenhosen, ziehen sie aber bald wieder aus, weil es an der Sonne zu warm ist damit. Später werden wir vom ersten Schauer mitten auf dem Feld überrascht. Die Kleider trocknen zum Glück im warmen Wind schnell. Die späteren Schauer können wir mit Unterstehen einigermassen trocken überstehen.

Die Fahrt entlang der Osküste und durch hübsche Dörfer ist sehr schön. Es sind nur 40 Kilometer, doch der Wind macht es streng. So kommt es, dass wir nach dem Einkauf im Spar erst nach 18 Uhr auf dem Camping eintreffen. Zum Glück ist der nette Besitzer telefonisch erreichbar und gleich zur Stelle. Speziell ist die Familiendusche. 2 Duschen in einem Raum, 1 Münzautomat, 5 DKK für 3 Minuten und die Zeit kann gestoppt werden. So kommen wir mit einer Münze durch und 4 haben wir gekauft.

Es ist bereits dunkel, als wir auf einer Bank vor dem Servicegebäude Znacht essen. Leider ist der Aufenthaltsraum geschlossen. Der Wind ist immer noch stürmisch und es rauscht in den Bäumen. Zum Glück ist das Rauschen in den Ohren weg, wenn man im Schlafsack liegt.

18. + 19.9.: Göteborg

Ganz solange, wie wir das möchten, können wir nicht ausschlafen. Unter der Woche ist das Frühstück nur bis 9:30 Uhr. Nach der morgendlichen Stärkung liegen wir noch etwas im Hotelzimmer herum und geniessen das Bett, während unsere Velos im Innenhof ihr eigenes Zelt haben.

Später machen wir einen Spaziergang durch die Stadt und besuchen das Touristbüro. Wir kaufen ÖV-Tickets und essen wieder etwas. Die anschliessende Bootstour um die Altstadt und in den Hafen ist dank des Guides und der Kapitänin sehr witzig und wir nehmen viel interessantes mit. Im Hafen bläst der Wind die Gischt über den Bootsrand und wir sind froh einigermassen trocken wieder an Land zu kommen. Spannend die Aussagen zum aktuellen Tiefbahnhof-Tunnel-Projekt. Die Stadt steht auf Lehm und hat aus diesem Grund Trams und keine U-Bahnen. Nun will man aber trotzdem eine Untergrund-Bahn bauen, was bei der Bevölkerung etwas auf Unverständnis stösst. Da wir später noch lange im Zimmer herum liegen, kommt die Pizzeria gleich neben dem Hotel gerade recht. Gut war es aber nicht wirklich.

Den zweiten Tag starten wir mit einem Spaziergang zum „Skansen Kronan“. Einem Wachturm aus früheren Zeiten. Von hier hat man einen schönen Ausblick über die Stadt. Wieder unten schlendern wir durch das Haga-Quartier, dem ältesten Aussenquartier Göteborgs. Schöne kleine Läden und Cafés laden zum Eintreten ein. Da es zu regnen beginnt, machen wir Halt und geniessen eine kleine Zimmtschnecke. Die grossen haben die Grösse von unserem Kopf.

Für den Nachmittag sind wir im Hagabadet gebucht. Wir geniessen das warme Wasser, die Sauna und das relaxen in den Hängematten und lassen die Muskeln und die Seele baumeln. Jetzt hat Petra richtig Ferien. Zum Abschluss des Tages wollen wir lecker essen gehen. Nicht weit vom Hotel entfernt lädt das Shiraz zum persischen Essen ein. Wir wagen den Versuch und erleben eine Geschmacksreise, die leider in viel zu viel Essen endet. Schade um das Essen aber wir bringen keinen Bissen mehr runter, auch wenn es lecker war.

Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir froh um die kurze Distanz. Es regnet in Strömen und stürmt dazu. Im Zimmer trocknet das alles wieder, während wir uns für die morgige Weiterreise vorbereiten.

17.9.: Stenrösets Camping – Lilla Edet – Lödöse – Bohus – Karra – Göteborg

Wenn eine halbe Stunde vor dem Wecker die Blase ruft, gibt es drei Möglichkeiten. Liegenbleiben, bis der Wecker klingelt, war heute keine, aufstehen und gleich Tagwach machen wäre eine gewesen. Wir liegen nach dem WC-Gang nochmal ins Zelt und stellen den Wecker etwas später. Der warme Schlafsack ist zu verlockend und es ist ja noch dunkel. Wir sind jedoch erstaunlich schnell beim Zusammenpacken und kommen so nicht später als sonst vom Camping.

Etwas Unsicherheit bereitet uns eine Stelle etwa 7 Kilometer nach dem Camping. Da gibt es nur eine Brücke über den Fluss und über diese führt die Autobahn. Wenn wir diese nicht nehmen können, heisst das einen Umweg von rund 10 Kilometern bis zur nächsten Brücke. Doch wir haben Glück, für einen Abschnitt von ca. 700 m wird die Autobahn zur Hauptstrasse, wir können bei der Kreuzung auf die Brücke einbiegen und die Strasse kurz nach der Brücke wieder verlassen. Danach beginnt die Autobahn wieder.

Radweg, Hauptstrasse und Autobahn.

Die meiste Zeit der 75 km fahren wir heute nebeneinander, weil wir einen Radweg haben und vor allem, weil der Wind uns heute ausnahmsweise schiebt. Was uns aber auch die meiste Zeit begleitet ist der Lärm der Autobahn, der wir folgen. Schade eigentlich, denn der Weg wäre sehr schön. Etwas Glück haben wir auch noch. Bei der Reifenkontrolle nach einem Scherbenhaufen finden wir bei Petras Hinterreifen einen älteren Glassplitter, der schon sehr tief sitzt und vermutlich bald den Schlauch punktiert hätte. Mit Spitzzange wird das kleine Ding heraus operiert.

Die Festung bei Bohus

Unterhalb der Festung bei Bohus gibt es Mittag am Wasser. Doch für einen Mittagsschlaf ist der Wind etwas zu kühl. So nehmen wir die letzten 25 Kilometer in Angriff und können den Wegweisschildern bis zu unserem Ziel folgen. Breite, gut ausgebaute Radwege in Kombination mit Rückenwind ist fast wie fliegen. Unterstützt werden wir durch die _Veloampeln, die immer grün schalten, wenn wir hinfahren. So kommen wir schnell ins Stadtzentrum, ohne einmal von einem Auto überholt zu werden. Auch wenn wir heute direkt an der IKEA vorbei fahren, graut uns das Gewusel (am Sonntag!) der vielen Menschen und wir verzichten auf den Hotdog.

Über 20 km Schnellradweg bis ins Stadtzentrum.

Die nächsten 3 Nächte bleibt das Zelt verpackt. Wir schlafen im Hotel und werden Göteborg geniessen.

16.9.: Filsbäck – Lidköping – Norra Kedum – Tun – Åsen – Garpetorp – Vargön – Vänersborg – Trollhättan – Stenröset Camping

Es ist noch dunkel, als uns der Wecker aus dem Schlaf reisst, oder es zumindest versucht. Zusammen mit der Kälte ist das nicht gerade eine Motivationsspritze, um aufzustehen. War es in der Nacht noch sternenklar, ist am Morgen alles grau verhangen.

Nach Lidköping biegen wir auf eine Landstrasse ein, die uns über mehr als 40 Kilometer durch Landwirtschaftsland, an grossen Höfen und hübschen Häusern vorbei führt. So kommt es auch, dass wir in unserer Znünipause Gesellschaft haben, die auch gerne von Knuspermais und Bananen probiert hätten. Mit zunehmender Grösse der Ackerflächen nimmt auch die Grösse der Landwirtschaftlichen Fahrzeuge zu. Richtig monströs kommen sie uns vor, wenn sie uns kreuzen.

Gwundriges Vieh in der Pause.

Nach Tun hätte man fast das einzige Mal eine schöne Aussicht über die Landschaft bis zum See. Das Foto geknippst steigt ein Mann aus dem parkierten Auto und gibt uns etwas gar unfreundlich zu verstehen, dass wir zu unserer Sicherheit hier keine Fotos machen.  Er weist auf ein Schild am anderen Ende des Picknickplatzes, das von unserer Position nicht lesbar ist. Keine Fotos, Militärbasis, Luftwaffenstützpunkt. Wir löschen das Foto und widmen uns mehr dem Grab aus der Eisenzeit, welches es da auch noch zu sehen gibt.

Grabhügel aus der Eisenzeit bei Tun

Zur Mittagszeit kommen wir an der Kirche von Åsen vorbei. Eine Bank im Windschatten hat es und die Sonne drückt auch immer mehr durch. Windschatten haben wir nötig, denn unser ständiger Begleiter fehlt auch heute nicht. Nach ausgiebigem Mittagsschlaf wollen wir gerade weiter, als die zwei Schweizer von gestern Abend ankommen. Ein Schwatz an der Sonne und dann fahren wir alle weiter. Sie ins nächste Restaurant, wir Richtung Vargön.

Die Fahrt von Vargön bis zum ICA Supermarkt im Quartier Sylte bei Trollhätan ist etwas mühsam. Auch wenn wir versuchen den Radwegen zu folgen, braucht es ziemlich viel Navi-Kontrolle, da die Schilder vielmals fehlen. Wir sind deshalb froh, nach dem Einkauf und nach über 90 km Fahrt auf dem schönen Stenröset Camping angekommen zu sein. Heute haben wir die 7’000 km-Marke geknackt, ein spezielles Gefühl. Gemütlich essen wir in der Küche Znacht und geniessen den Raum mit Heizung, bevor wir in unsere Schlafsäcke kriechen.